Kunstrundgang : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Adib Fricke malt Wörter, die er selbst erfindet, sogenannte Protonyme, Begriffe ohne Inhalt an die Wand - zuletzt auch Sätze und Satzfragmente, die unterschiedlichen Internet-Foren und -Datenbanken entstammen. Anders als gewohnt kann man diese Wandmalerei nur nutzen, nicht erwerben. Keine Arbeiten zu verkaufen, die der Sammler nach Hause tragen kann, sondern nur Nutzungsrechte, ist eine Herausforderung für Galeristen. Edzard Brahms‘ und seinen Partnern Niklas Rösemann und Daniel Bormann passt dieses sperrige Konzept von Adib Fricke wunderbar in den Kram. Sie wollen exakt solche Kunst vermitteln, die die Auseinandersetzung mit dem urbanen, architektonischen und abstrakten Raum sucht und die Möglichkeiten seiner neuartigen Gestaltung auslotet. Realisiert wird dieses Konzept in der Verbindung von Galeristen- und Kuratorentätigkeit (Realace Fine Arts) und der Berater- und Entwicklertätigkeit (Realace Real Estate Development). Für die „Produzenten für Kunst und Immobilien-Innovation“ hat Fricke nun die Eingangssituation zu Büro und Galerie gestaltet und drei Wände bemalt. Weiß auf grau und Weiß auf Grün schießen die Wortfolgen dynamisch über die Wände, auf die man beim Betreten des Raums stößt. Anders als früher ist die Schrift nun schräg gestellt, sie kippt auch mal nach hinten oder sie verjüngt sich im Satzverlauf. Für die Wortfolgen sammelte Fricke auf verschiedenen Datenbanken Texte zum Begriff Raum, zertrümmerte und filterte sie, um die herausgefilterten Fragmente schließlich neu zu kombinieren. Grün auf Rot prangen dann die Wortfolgen beim Verlassen des Raums an der Wand. Man könnte geneigt sein, die hier fairerweise gegebene Chance zur Flucht zu ergreifen. Denn die Buchstaben flimmern grell, aggressiv und einprägsam vor den Augen. Das Nachbild wird man noch lange nicht los.
Bis Ende März, Adib Fricke, A Matter of Space, Realace Fine Arts, Wilhelmstr. 138, Mi-Sa 11-18 Uhr