samstag in bremen : „Wir sind nie starr geworden“
Das „Theaterkontor“, Werkstatt der freien Tanz- und Theaterszene, feiert Geburtstag
taz: Herr Berthold, die „Neue Gruppe Kulturarbeit e.V.“, Trägerin des Theaterkontors, ist jetzt 30. Zeit für eine Umbenenung?
Stefan Berthold, Leiter des Theaterkontors: Irgendwann steht das an, weil „neu“ nun wirklich nicht mehr stimmt – aber das eilt nicht. Wir haben ja erst vor fünf Jahren unseren „Labelnamen“ in „Theaterkontor“ abgeändert, um Verwechslungen mit all den anderen Bremer Kontorhäusern zu vermeiden.
Für heute Abend verheißen Sie „große Wunder in der kleinsten Nische“. Was erwartet die Geburtstagsgäste?
Wir haben sämtliche Räume zwischen Keller und Dachgeschoss inklusive Putzkammer aus ihren Alltagszusammenhängen gelöst. So entstehen 22 Räume, die in ein- bis vierminütigen Performances theatral, musikalisch oder mit Mitteln der Bildenden Kunst inszeniert werden. Dazu haben wir 40 Leute eingeladen, die im Lauf der Zeit alle mal hier aktiv waren.
Die erste Besetzerin des seinerzeit leer stehenden Kolonialwaren-Kontors, die „Bildertheater“-Macherin Alphea Pouget, hat mittlerweile das Bundesverdienstkreuz bekommen. Das klingt nach Etablierung.
Auch das 30-jährige Bestehen ist natürlich ein Indiz für Etablierung. Ich glaube aber, dass wir nie starr geworden sind, sondern uns die Fähigkeit zu permanenter künstlerischer Veränderung erhalten haben. Auch finanziell gibt es keine wirklichen Abhängigkeiten. Vom Kulturressort bekommen wir nur einen sehr kleinen Etat.
Wie nutzen Sie Ihre Flexibilität?
Wir experimentieren zum Beispiel mit verschiedenen Raumarchitekturen. Den Theatersaal haben wir mal mit 12.000 Litern Wasser geflutet oder auf acht Tonnen Wüstensand gespielt. Wichtig wäre mir, das Haus künftig noch stärker als Ort internationaler Begegnungen zu nutzen.
Fragen: Henning Bleyl
Samstag: „Miniaturen – Kunst im Kleinen“: Von 18 bis 22 Uhr im Theaterkontor in der Schildstraße (sechs Euro)