: Sechseinhalb Jahre Haft gefordert
Im Prozess des mutmaßlichen Terrorhelfers Redouane E. H. hat die Staatsanwaltschaft gestern ihr Plädoyer gehalten. Am Donnerstag wollen die Richter ihr Urteil fällen
Sechseinhalb Jahre Haft forderte Oberstaatsanwalt Matthias Krauß gestern in Schleswig für den mutmaßlichen Terrorhelfer Redouane E. H. Die Bundesstaatsanwaltschaft wirft dem in Marokko geborenen Deutschen vor, al Qaida unter anderem durch Geldtransfers unterstützt zu haben, außerdem wird E. H. beschuldigt, selbst eine terroristische Vereinigung gegründet zu haben, auch wenn die „in den Kinderschuhen stecken geblieben ist“, wie Krauß sagte. Er sah es nach dem halbjährigen Prozess als erwiesen an, dass E. H. zwar nur „ein Rädchen“ bei al Qaida gewesen sei, aber dennoch „bewusst diese Mörderbande unterstützt“ habe.
In der kommenden Woche hält E. H.s Verteidiger Thomas Piplak sein Plädoyer. Er wird wahrscheinlich auf Unsicherheiten der Beweisführung hinweisen, etwa, dass nicht alle Pseudonyme geklärt sind, die bei Chats verwendet wurden, oder dass Redouane E. H. Erklärungen für manche Ungereimtheiten gegeben hat. Die Richter wollen am kommenden Donnerstag ihr Urteil sprechen.
Der Prozess vor dem Schleswiger Oberlandesgericht gilt als richtungsweisend, weil sich die zur Last gelegten Taten vor allem virtuell abgespielt haben: Beweise fanden Polizei und Staatsanwaltschaft in E-Mails und Chatprotokollen.
Der 38-jährige E. H., der in Kiel einen Callshop besaß, wurde im Sommer 2006 festgenommen. Er war ins Visier der Fahnder geraten, weil er Kontakt zur Ex-Frau von Said Bahaji aufgenommen hatte, der im Zusammenhang mit dem 11. September gesucht wird. Während des Prozesses gab der Angeklagte zu, im Internet einen Treueeid auf Osama bin Laden geleistet zu haben, direkte Kontakte zu Bahaji oder anderen Al-Qaida-Mitgliedern will er nicht gehabt haben. An den Prozess schließen sich zwei weitere an, in denen mutmaßliche Mittäter E. H.s angeklagt werden. Die Männer wurden in Schweden gefasst und nach Deutschland ausgeliefert. EST/DPA