: Hannovers Tag des offenen Tores
Zu Gast bei einer besseren Reservemannschaft des FC St. Pauli erzielt Hannover 96 nur ein 2 : 2 (0 : 1). Während Neu-Libero Valérien Ismaël enttäuschte, feiert der in der Hinrunde suspendierte René Schnitzler ein starkes Comeback
Die Körpersprache verriet den Spielverlauf: Während St. Pauli-Sportchef Holger Stanislawski nach der Partie locker mit den versammelten Journalisten scherzte, wirkte Hannovers Co-Trainer Dirk Bremser sichtlich angespannt. „Wir haben viel zu viele Chancen zugelassen“, diktierte Bremser in die Mikrophone. „Gerade das aber wollten wir abstellen.“
Zu diesem Zweck hatte 96 den französischen Nationalspieler Valérien Ismaël von Bayern München verpflichtet und mit ans Millerntor gebracht. Aber trotzdem wirkte Hannovers Abwehr gegen den Zehntplatzierten der zweiten Liga oft überfordert: Ein ums andere Mal brachte St. Pauli – aufgrund der Ausfälle zahlreicher Spieler mit einer besseren Reservemannschaft angetreten – den Bundesliga-Siebten in Verlegenheit, vor allem vor der Pause.
Die Konsequenz: Nach einer Musterflanke von Charles Takyi in den Rücken der von Ismaël schlecht organisierten 96er-Abwehr erzielte René Schnitzler bereits nach neun Minuten die Führung für die Hamburger Hausherren. Schnitzler, der in der Hinrunde wegen seiner „mangelhaften Berufsauffassung“ fast nur in der Amateurmannschaft kicken durfte, erzielte damit seinen sechsten Treffer im fünften Testspiel. Coach Stanislawski warnte trotzdem vor „jeder Euphorie“: Schnitzler tue „endlich das, was für einen Profi selbstverständlich sein muss: Er trainiert gut und ruft seine Leistung ab.“
Erst in der zweiten Halbzeit, als mit Borger, Morena und Rothenbach nur noch drei Stammspieler auf dem von Nachwuchskräften dominierten Feld standen, bekamen die Hannoveraner das Spiel etwas besser in den Griff. Nach dem überfälligen Ausgleich von Szabolcs Huszti (62.) war es den „jungen Wilden“ von St. Pauli vorbehalten, fünf Minuten später den schönsten Treffer des Tages zu erzielen: Nach einem zu kurzen Rückpass von Ismaël vertändelte Torhüter Enke gegen den energisch nachsetzenden Roman Prokoph, der noch keinen Zweitliga-Einsatz zu verzeichnen hat, den Ball.
Prokophs Rückpass nahm der 18-jährige Ömer Sismanoglu auf, um ihn mit einer Bogenlampe aus 25 Metern in das von Enke verlassene Tor zu heben. Weitere fünf Minuten später stellte Nationalspieler Mike Hanke mit einem satten Linksschuss den verdienten 2 : 2-Ausgleich für Hannover her.
„Wir wissen nun, was wir bis zum Rückrundenstart verbessern müssen“, bemühte sich 96-Trainer Bremser nach dem Spiel. Ismaël, der bei Bayern zuletzt nur auf der Reservebank zu finden war, brauche „Spielpraxis, um Sicherheit zu bekommen“.
Die braucht auf der anderen Seite auch St. Pauli-Innenverteidiger Abdou Sall, der nach einer schweren Verletzung anderthalb Jahre nach seiner Verpflichtung zum ersten Mal am Millerntor gegen den Ball trat. Zwar überzeugte der Senegalese mit langen präzisen Pässen im Aufbau, beim 1 : 1 jedoch eskortierte er den Torschützen Huszti nur freundlich. MARCO CARINI