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Archiv-Artikel

Kaum Resonanz für markige Parolen

Das Wetter spielte nicht mit. Aber auch sonst war das Wahlkampfwochenende der niedersächsischen NPD eher von Gegenwind geprägt: Mal wurde gegen die rechten Redner demonstriert, mal sollten sie schlicht ignoriert werden

Für die niedersächsische NPD ist das Wochenende nicht ganz nach Plan verlaufen. Vielerorts wurden ihre Wahlkampfaktivitäten von Protesten begleitet: In Goslar übertönten am Samstag rund 200 Demonstranten die Reden der NPD-Funktionäre, an die 650 Menschen protestierten in Bad Lauterberg. In Salzgitter nahmen gut 2.000 Menschen an einem „City-Lauf gegen Braun“ teil, weshalb eine NPD-Kundgebung außerhalb der Stadt abgehalten werden musste – die Partei beklagte, „auf ein matschiges Feld verwiesen“ worden zu sein.

Auch NPD-Spitzenkandidat Andreas Molau konnte tags darauf seinen Auftritt in Meckelfeld (Kreis Harburg) nicht pünktlich beginnen: Hier hatte ein Bündnis aus Antifa-Gruppen und DGB zu einer Protestdemonstration aufgerufen. Gegen 10.30 Uhr versammelten sich 150 per Zug angereiste Demonstranten gestern am Bahnhof des Örtchens am südlichen Hamburger Stadtrand. Ein Zug mit NPD-Anhängern konnte erst um 12 Uhr in den Bahnhof einfahren. Bei strömendem Regen machten sich etwa 70 Rechte zur Kundgebung in der Fußgängerzone auf. „Ist der Ali kriminell“, skandierten sie – „in die Heimat aber schnell!“

Den Anlass, hier und heute aufzumarschieren, hatte der NPD ein gewalttätiger Übergriff durch Jugendliche mit Migrationshintergrund gegeben (taz berichtete). Und so rief Manfred Börm, Chef des NPD-Ordnungsdienstes, die „deutsche Jugend“ auf: „Bildet Gruppen gegen diese Banden!“ Die NPD halte, griff Spitzenkandidat Molau den vermeintlichen Zeitgeist auf, „was Koch verspricht“.

Dabei wurden die Rechten zwar nicht gestört, aber Zuhörer hatten sie auch kaum welche. „Bleiben sie zu Hause“, hatten Günter Schwarz, Bürgermeister der Gemeinde Seevetal, und Brigitte Somfleth, Meckelfelds Ortsbürgermeisterin und Landtagsabgeordnete (beide SPD) empfohlen. Im Gemeinderat hatten sich alle Parteien diesem Aufruf angeschlossen. Vor Ort erklärten Schwarz und Somfleth, dass durch diese Strategie der NPD „kein Forum gegeben wird“. Dagegen warnte DGB-Regionalsekretär Hartwig Erb: „Wer glaubt, dass die NPD sich aufgrund von einmaliger Ignoranz künftig nicht mehr in der Gegend blicken lassen wird, irrt gewaltig.“

Die 150 Demonstranten vom Bahnhof blieben derweil nicht allein: Zusammen mit weiteren rund 250 protestierten sie auf der Straße – weit weg von der NPD. „So viele Teilnehmer“, sagte ein Sprecher, „hatten wir nicht erwartet.“ ANDREAS SPEIT