heute in bremen : Ufftata! Ufftata! Uffta, uffta, ufftata!
Und jetzt wird wieder in die Tuba gespuckt – bei der Musikschau der Nationen
taz: Herr Zywietz, in Bremen wird jetzt wieder heftig marschiert. Wenn wir uns dem Thema mal ganz sachlich nähern: Was ist eigentlich Marsch- und Militärmusik aus musikwissenschaftlicher Sicht?
Michael Zywietz, Musikhistoriker an der Hochschule für Künste: Wir verstehen darunter funktionale Musik. Denn in früheren Zeiten hatte Militärmusik eine ganz konkrete Funktion: Sie sollte Armeen und Kompanien beieinander halten. Das war in der Zeit, bevor Walkie Talkies aufkamen. Seitdem dient Militärmusik nur noch der Dekoration, etwa bei Staatsempfängen
Eine Welt ohne Märsche wäre also möglich, denn gebraucht werden sie nicht mehr. Trotzdem erfreut sich diese Art von Musik großer Beliebtheit.
Tja, ich wundere mich auch, dass es dafür ein Publikum gibt. Wer geht da eigentlich hin? Sicherlich nicht nur ältere Menschen. Ein interessantes Phänomen.
Können Sie das erklären?
Es wird wohl die Funktion des Militärischen an sich sein, das Bunte und Folkloristische, der Spaß an Uniformen.
So wie bei Loriots Opa Hoppenstedt, der sich zur Marschmusik mit viel „Ufftata!“ sogar aus seinem gemütlichen Sessel erhebt?
Opa Hoppenstedt ist ja so ein Ewiggestriger. Ich würde die Freunde der Marsch- und Militärmusik ungern in diese Ecke stellen. Viel eher würde ich ihre Musik als eines von vielen Angeboten in einem Musikmarkt sehen, der ja sehr diversifiziert ist. Es gibt für viele spezifische Gruppen eine jeweils spezifische Musik mit der entsprechenden Ideologie.
Was wäre dann die Ideologie hinter der Militärmusik? Geht das nicht doch in Richtung Opa Hoppenstedt?
Nein, ich glaube, die ist völlig ideologiefrei. Wobei sie natürlich auch zu einer Verharmlosung führen kann: Militärmusik ist harmlos, dann muss das Militär auch harmlos sein. Das hat viele Implikationen. Fragen: Fez
Musikschau der Nationen – bis zum 27. Januar in der Stadthalle.