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Archiv-Artikel

Kabinett Wulff abgewatscht

Die Regierungsmannschaft von CDU-Ministerpräsident Wulff geht mit heftigen Blessuren aus der Wahl hervor. Die Linke ist außer in den strukturschwachen Regionen auch in den Großstädten stark, wo sie mit den Grünen konkurriert

Von jank

Niedersachsens alter und neuer Regierungschef Christian Wulff (CDU) gab am Wahlabend den strahlenden Sieger, obwohl seine Partei landesweit fast sechs Prozent verlor. Seinen engsten Mitstreitern ist es noch übler ergangen: Wissenschaftsminister Lutz Stratmann hat seinen Oldenburger Wahlkreis an Jürgen Krogmann (SPD) verloren. Gleiches gilt für Justizmisterin Elisabeth Heister-Neumann, die im Wahlkreis Salzgitter gegen Stefan Klein (SPD) unterging. Weil die CDU mehr Direktmandate geholt hat, als ihr nach Zweitstimmen zustehen würden, können beide nicht über die Landesliste ins Parlament einziehen. Ob sie ihre Ministerämter behalten, wollte Wulff am Montag nicht sagen. Über Personalien werde erst am Ende der Koalitionsverhandlungen geredet.

Auch andere CDU-Minister mussten herbe Einbußen hinnehmen, auch wenn ihnen der Einzug in den Landtag gelang: Bildungsminister Bernd Busemann verlor in der CDU-Hochburg Papenburg fast 19 Prozentpunkte, kommt aber immer noch auf stolze 56 Prozent. Rund zehn Prozent verloren Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann und Finanzminister Hartmut Möllring. Wulff selbst verlor in seinem Osnabrücker Wahlkreis mit 8,9 Prozentpunkten ebenfalls stärker als die Partei im Landesschnitt.

Überraschungssieger Die Linke hat nur in fünf Wahlkreisen im äußersten Südwesten des Landes die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt. Ihre stärksten Ergebnisse erzielten die Sozialisten in großstädtischen Wahlkreisen wie Hannover-Linden (13,3 Prozent) und Mitte (10,3), Oldenburg Mitte/Süd (11,5), Göttingen-Stadt und Braunschweig-West (je 10,4) sowie in Orten mit hoher Arbeitslosigkeit wie Wilhelmshaven (11,3) und Delmenhorst (10,2). Aber auch in ländlich geprägten Wahlkreisen wie Cuxhaven und Elbe, der sich östlich von Lüneburg bis zum Wendland erstreckt, erreichte die Linkspartei über neun Prozent.

Die Grünen haben ihr bestes Ergebnis trotz leichter Verluste erneut im Wahlkreis Göttingen-Stadt geschafft – 21,1 Prozent. Die größten Gewinne verbuchten sie in Lüneburg, wo sie von 13 auf 16,8 Prozent der Zweitstimmen zulegten. Ein Achtungserfolg gelang in der emsländischen Diaspora: In Papenburg verdoppelten die Grünen ihr Ergebnis nahezu auf 5,6 Prozent. Spitzenkandidatin Ursula Helmhold freute vor allem Eines. „Wir haben überall dort zugelegt, wo es um unsere Kernthemen Klimawandel und Atomenergie geht“, sagte sie.

jank