: „Nicht die Oberlehrer der hessischen CDU“
Hamburgs wahlkämpfender Bürgermeister Ole von Beust (CDU) betonte jüngst den Zusammenhang zwischen Bildung und Kriminalitätsprävention. Jugendpolitiker Klaus Peter Hesse über den Bildungskurs der Elb-Christdemokraten
KLAUS-PETER HESSE, 40, wirkt seit 2007 für die Hamburg Freezers im Bereich Business Development.
taz: Herr Hesse, Ole von Beust hat geschrieben, die beste Prävention gegen Jugendgewalt sei Bildung. Sie sind zuständig für das Thema Jugendkriminalität. Hat er Ihnen aus dem Herzen gesprochen?
Klaus-Peter Hesse: Ja. Bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität reicht es sicher nicht, sich nur auf die Bildung zu konzentrieren. Sie ist aber einer der wichtigsten Schlüssel dafür.
Der CDU-Senat hat im November ein Konzept gegen Jugendgewalt vorgelegt, in dem von Bildung keine Rede war. Schreiben Sie ein neues?
Das Konzept umfasst auch die Bildung, weil die Bildungsbehörde eingebunden ist. Das Thema Schulabstinenz spielt eine große Rolle.
Schulschwänzer sollen mit Peterwagen zur Schule gefahren werden.
Wenn man Menschen erreichen möchte, muss man sie erst einmal haben. Deshalb ist es ein wichtiger Schritt, dafür zu sorgen, dass die Kinder und Jugendlichen auch zur Schule gehen. Was Ole von Beust zur Integration von Migranten gesagt hat, ist in Hamburg bereits Realität. Das ist keine Abkehr von unserer Linie. Wir leisten erfolgreiche Integrationspolitik.
Wodurch?
Über die Kitas und Schulen. Wir versuchen, schon bei Kindern Integration zu betreiben.
Von den ersten drei Kindergartenjahren sind Migrantenkinder faktisch ausgeschlossen. Der Besuch ist an die Berufstätigkeit beider Eltern gebunden.
Die Frage ist, wann man bei Kindern ansetzen muss. Wann sie eine Prägung durch ihre Familien bekommen, die die spätere Integration erschwert. Die Thesen von Roland Koch sind nicht falsch gewesen. Man muss auch ansprechen, dass Jugendkriminalität nicht nur eine Frage der Bildung ist, sondern auch von falsch vermittelten Werten.
Sollten dann nicht auch Migranten Zugang zur Kita haben?
Ich bin Ihrer Meinung, dass wir frühestmöglich mit Migrantenfamilien ins Gespräch kommen müssen. Ob wir das über die Kita versuchen oder über andere Projekte, werden wir sehen müssen.
Warum hat sich Hamburgs CDU nicht vor der Hessenwahl von Koch distanziert?
Wir sind nicht die Oberlehrer der hessischen CDU. Wir führen unseren Wahlkampf in Hamburg. Und das tun wir sehr erfolgreich.
INTERVIEW: ELKE SPANNER
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