: Jukebox
The Last Waltz: Kino bittet Pop noch um einen Tanz
Der Letzte muss dann das Licht ausmachen. Dauert nicht mehr lang. „Shine a Light“ ist also der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale, die am Donnerstag startet. Martin Scorsese zeigt darin die Rolling Stones bei der Bühnenarbeit. Und weil halt noch ein Porträtfilm über die gleichfalls verdiente Rocksängerin Patti Smith im Berlinale-Programm zu sehen ist und ein Film über Crosby, Stills, Nash & Young und dazu das Spielfilmdebüt von Madonna als Regisseurin, spricht man über die Berlinale bereits als Musikfilm-Festspiele.
Kann man mal so stehen lassen und Kino und Pop von den unterschiedlichen Richtungen her zusammendenken, die ja einfach unterschiedliche Interessen sein können. Dass Jim Jarmusch etwa ein Faible für Musik hat, das weiß man. „Ohne Musik hätte das Leben keinen Sinn“, soll der Regisseur mal gesagt haben. Bei den Del-Byzanteens sorgte er in den Anfangsachtzigern für die weitere Sinnproduktion. Die Band machte den damals handelsüblichen zickigen Wave, Jim Jarmusch spielte die Keyboards. Seine Filme sind besser.
Oder Johnny Depp. Beliebter Schauspieler. Hätte sich seine Band P nur durchringen können, sein Gesicht statt nur eines Krikelkrakels aufs Cover zu nehmen, hätte sich die CD der Band, in der Depp die Gitarre spielt, bestimmt besser verkauft. Die alten, also Martin Dean oder Frank Sinatra, zählen hier mal nicht, weil das damals einfach noch zusammengehörte, das Schauspielern und Singen. Und Elvis Presley später musste einfach zum Film, weil er mit dem Singen so einen großen Erfolg hatte. So wie die Beatles, die dann with a little help von Regisseur Richard Lester in „Yeah Yeah Yeah“ gleich noch die bis dahin gültige Meinung aushebelten, dass ein Musikfilm irgendeine Handlung haben müsse. Da waren nur noch die Beatles. Die Prägeformel für so Filme wie „Hurra, die Rattles kommen“ als eine deutsche Antwort aus dem Jahr 1966 und all die weiteren Singspiele als Starvehikel der folgenden Zeit.
„Eine Sehnsucht nach Emotion“, antwortete Berlinale-Chef Dieter Kosslick auf die Frage, wieso nun so viele Musikfilme zu sehen seien. Nach „der guten alten Zeit“. Wehmütige Erinnerung. Nur im Film „Spiceworld“ durfte man nochmals unbeschwert einer Woche im Leben der Spice Girls beiwohnen. Das war 1997. Danach kam im Kino eigentlich nichts Popaktuelles mehr, weil halt auch die Popmusik als universales Phänomen seine Bedeutung verloren hat. Es ist die Nachbetrachtung, die ins Kino drängt. THOMAS MAUCH