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Archiv-Artikel

Bahn und GDL legen ihren Tarifstreit bei

Im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn AG und der Lokführergewerkschaft GDL sind fast alle Fragen geklärt. Zwischen den verfeindeten Bahngewerkschaften gibt es allerdings immer noch Ärger. Streiks sind nun aber eher unwahrscheinlich

VON RICHARD ROTHER

Der Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn AG und der Lokführergewerkschaft GDL ist so gut wie beendet. Fast alle strittigen Fragen seien geklärt worden, teilten beide Seiten am Mittwochabend mit. Der GDL-Tarifvertrag soll zum 1. März in Kraft treten. „Zehn Monate harter Tarifauseinandersetzung mit der DB sind nun zu Ende“, zeigte sich GDL-Chef Manfred Schell zufrieden. Mit dem Abschluss könne die GDL gut leben.

In der Tat hat die Lokführergewerkschaft ihr wichtigstes Ziel weitgehend erreicht – einen eigenständigen Tarifvertrag. Zentrale Regelungen wie Entgelt, Arbeitszeiten und Zulagen kann die kleine Gewerkschaft künftig eigenständig für Lokführer aushandeln. Damit ist die GDL aus der Bahn-Tariflandschaft nicht mehr wegzudenken.

Allerdings sind immer noch Detailfragen offen – etwa der genaue Geltungsbereich des unterschriftsreifen Tarifvertrages. Zudem fordert die Bahn, dass die konkurrierenden Bahngewerkschaften Transnet und GDBA sowie die GDL eine Kooperationsvereinbarung abschließen. Darüber verhandeln die Gewerkschaften in der nächsten Woche.

Und bei den materiellen Ergebnissen musste die GDL Federn lassen. Mitte Januar hatten sich beide Seiten schon auf Lohnerhöhungen geeinigt. Von den ursprünglich geforderten bis zu 31 Prozent mehr Lohn ist die GDL weit entfernt – und auch die groß verkündeten 11 Prozent mehr Lohn sind eher einem Taschenspielertrick zu verdanken. Denn die 11 Prozent mehr soll es erst ab September 2008 geben – über ein Jahr nach dem Beginn der Laufzeit des Tarifvertrages. Zuvor gibt es für die Lokführer für den Zeitraum von Juli 2007 bis Februar 2008 eine Einmalzahlung in Höhe von 800 Euro, ab März erhöht sich ihr Entgelt um 8 Prozent, ab September kommen weitere 3 Prozent hinzu. Über die Laufzeit des Tarifvertrages bis Ende Januar 2009 ergibt sich so eine deutlich geringere Tarifsteigerung als 11 Prozent.

Schon der Tarifvertrag zwischen der Bahn und Transnet/GDBA aus dem vergangenen Sommer folgte einem ähnlichen trickreichen Muster: Er setzte sich aus Einmalzahlungen und um Monate verzögerten prozentualen Lohnsteigerungen zusammen. Die 4,5 Prozent mehr Lohn – seinerzeit als höchster Tarifabschluss des Jahres gefeiert – gibt es erst seit dem 1. Januar 2008, also etwa ein halbes Jahr nach der Tarifeinigung.

Bevor der Tarifvertrag nun unterzeichnet werden kann, kämpft die GDL noch an zwei Fronten: mit der Bahn und den Konkurrenzgewerkschaften. Mit der Bahn muss sie den Geltungsbereich des Tarifvertrages klären. Die GDL verlangt, dass auch Tochterunternehmen wie die DB Zeitarbeit einbezogen werden. Andernfalls könnte die Bahn künftig neue Lokführer nur als Leiharbeiter einstellen und würde so den GDL-Vertrag unterhöhlen. Zudem muss nächste Woche noch die Tarifkommission der Vereinbarung zustimmen. Eine Urabstimmung ist bislang nicht vorgesehen. Darüber werde aber noch beraten, so Gewerkschaftssprecherin Gerda Seibert zur taz. „Wir rechnen mit einer hohen Zustimmung.“

Schwieriger dürfte die Kooperationsvereinbarung mit den anderen Bahngewerkschaften werden. Während man in der GDL diese nicht für unbedingt nötig hält, ist sie für Transnet unverzichtbar. Sie soll verhindern, dass „Tarifvereinbarungen für Lokführer nicht auf Kosten der anderen Beschäftigten gehen“, sagte Transnet-Sprecher Oliver Kaufhold der taz. Unklar ist, wer die knapp 3.000 Rangierlokführer vertritt, die auf Güterbahnhöfen Dienst tun. Beide Gewerkschaften legen darauf großen Wert – auf Mitglieder und Beiträge verzichtet niemand gern.