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konfliktbewältigung in der linksparteiDas Private wurde politisch

Windelweich verhalten sich Vorstand und Fraktion der Linkspartei, wenn es um den gefeuerten Fraktionsgeschäftsführer Manfred Steglich geht. Der las monatelang in der taz und anderen Zeitungen, er sei ein „liebestoller Stalker“ und habe die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sirvan Cakici mit „schlüpfrigen Mails bombardiert“. Sowohl Fraktion als auch Landesvorstand wussten, dass dies falsch ist.

Kommentar von Eiken Bruhn

Aus dem Schriftwechsel, der Landesvorstand und der taz vorliegt, geht hervor: Cakici hat Steglichs Liebesbekundungen ein paar Tage toleriert, bis es ihr zu viel wurde. Fakt ist auch, dass Steglich sie erst auf Nachdruck in Ruhe ließ und in Kauf nahm, dass sie sich bedrängt fühlte.

Wäre diese Privatangelegenheit privat geblieben, hätten Fraktion und Partei Recht mit ihrer Nicht-unser-Problem-Haltung. Weil sie aber zuließen, dass der „Krisenmanager“ Bodo Ramelow und Teile der Fraktion weiter Öl ins Feuer gossen, sind sie mit verantwortlich für die Entgleisungen auf Partei-Sitzungen und in Internet-Foren.

Diese brachten zum Vorschein, dass viele Mitglieder der theoretisch „feministischen“ Linkspartei eine Heidenangst vor dem F-Wort haben. Dass einige in der Partei den Eindruck erwecken, als erschöpfe sich ihr Feminismus darin, Fraktionschefinnen zu stellen, macht es nicht besser. Die Linkspartei sollte die letzten Monate zum Anlass für eine Diskussion über Geschlechterverhältnisse in ihren Reihen nehmen. Dann wäre allen klar, warum Belästigung und Stalking keine Kavaliersdelikte sind.

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