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Archiv-Artikel

Angst ist ihr Alltag

Laut einem neuen Bericht von amnesty international eskaliert in Sri Lanka die Gewalt gegen Journalisten

Die Bedrohung von Journalisten und damit der Pressefreiheit nimmt in Sri Lanka dramatisch zu, warnt die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) in einem neuen Bericht. Er wird am Donnerstag in London vorgelegt.

Seit 2006 seien demnach in dem südasiatischen Land mindestens zehn Journalisten ermordet worden. Zwei weitere seien verschwunden, andere gefoltert und unter Ausnutzung von Sondergesetzen willkürlich verhaftet worden, klagt die Organisation. Mehr als zehn Journalisten seien in dem gleichen Zeitraum aus Sri Lanka geflohen.

Die wachsende Bedrohung vor allem tamilischer Journalisten geht einher mit der Eskalation des Krieges zwischen den separatistischen Rebellen der Tamil Tiger (LTTE) und den Regierungstruppen. Seitdem diese den 2002 vereinbarten Waffenstillstand Mitte Januar endgültig aufgekündigt haben, kommt es fast täglich zu verlustreichen Kämpfen sowie Anschlägen mutmaßlicher LTTE-Selbstmordattentäter.

Amnesty beklagt, dass Verbrechen an Journalisten unbestraft bleiben. „Untersuchungen bleiben stecken, und niemand wurde für den Tod von Journalisten je verurteilt“, sagt Pia Oberoi, stellvertretende Leiterin der Asienabteilung von ai. Seit einem Jahr dürfen die Mitarbeiter der Organisation nicht mehr offiziell nach Sri Lanka einreisen.

Amnesty kritisiert auch, dass es in den von den tamilischen Rebellen kontrollierten Gebieten im Norden überhaupt keine unabhängigen lokalen Medien gibt. Journalisten würden überwacht und eingeschränkt. Erhebliche Einschränkungen und Einschüchterung gebe es auch im östlichen Batticaloa, Trincomalee und Ampara. Die sogenannte Karuna-Fraktion, eine LTTE-Abspaltung, soll in der Region die Verteilung zweier Zeitungen unterbunden haben. Journalisten, die über die Rekrutierung von Kindersoldaten berichtet hätten, seien eingeschüchtert worden.

Besonders drastisch ist laut ai die Situation im nördlichen Jaffna, wo die Bevölkerung tamilisch ist, aber vom singhalesischen Militär kontrolliert wird. Dort seien seit Mai 2006 sieben Journalisten ermordet worden, allein vier bei der Tageszeitung Uthayan. Ein Mitarbeiter des Blattes habe aus Angst 13 Monate lang nicht die Redaktion verlassen.

Erschreckend ist auch der Fall von Subramaniyam Sugirdharajan. Der tamilische Journalist in Trincomalee hatte den vertuschten Mord an fünf tamilischen Zivilisten aufgedeckt – angeblich LTTE-Kämpfer, die bei der Explosion einer eigenen Granate getötet wurden. Dem Journalisten gelang es, Fotos der Leichen zu veröffentlichen, die deutlich Schusswunden zeigten. Kurz darauf wurde er von einem vorbeifahrenden Motorrad aus erschossen. SVEN HANSEN