Nachhaltigkeits-Index : Jedem seine Zukunft
Nachhaltigkeit war das Zauberwort der 90er. Verstanden hat es schon damals kaum jemand so richtig. Seit das Bewusstsein für die globale Erwärmung im gesellschaftlichen Mainstream angekommen ist, hat sich der Begriff von Nachhaltigkeit noch einmal auf ökologische Probleme verengt. Nachhaltig kann sich heute schon nennen, wer weniger Treibhausgase als im vergangen Jahr ausstößt und die Neuverschuldung nicht in die Höhe treibt.
KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE
Der Hamburger Zukunftsrat rückt einmal im Jahr ins öffentliche Bewusstsein, dass nachhaltige Politik noch eine Menge mehr Dimensionen hat. Dass der Flächenverbrauch nicht ewig so weiter gehen kann, müsste jeder verstehen. Beim sozialen Auseinanderdriften scheint das schon schwieriger zu sein.
Für das Gemeinwesen ist nichts gewonnen, wenn das obere Drittel seine biologisch-dynamischen Tomaten aus regionalem Anbau im Solarmobil ins Passivhaus fährt, während sich das untere Drittel weder Heizung noch U-Bahn-Ticket leisten kann. Das führt zu Verteilungskämpfen, wie man sie sich noch gar nicht vorstellen kann. Die soziale Kohäsion mag ein weicher Faktor der Nachhaltigkeit sein, aber ein zentraler. Der gegenwärtige Senat, das ist die Botschaft hinter der überparteilichen Verpackung des Zukunftsrats, hat auf diesem Gebiet versagt.