piwik no script img

Archiv-Artikel

Kein konzertiertes Vorgehen der G 7

Angesichts der Krise in den USA wollen die Finanzminister der sieben größten Industrienationen die Finanzmärkte stabilisieren. Dazu soll China den Yuan aufwerten. Ansonsten darf sich aber jedes Land um seine eigenen Probleme kümmern

VON NICOLA LIEBERT

Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben größten Industriestaaten (G 7) wollen gemeinsam die Finanzmärkte stabilisieren. Wie genau, darüber hielten sie sich auf ihrem Treffen in Tokio am Samstag allerdings eher bedeckt. „Wir sollten die Situation durch die Umsetzung angemessener Maßnahmen im jeweiligen Land überwinden“, sagte der japanische Finanzminister Fukushiro Nukaga zum Abschluss. Konzertierte Maßnahmen etwa zur Stützung des schwächelnden US-Dollars schlossen die Minister aus.

„Die wirtschaftlichen Bedingungen in den USA, Europa und Japan sind unterschiedlich“, hatte Gastgeber Nukaga schon zu Beginn des Treffens betont. Da wusste er sich mit seinem deutschen Kollegen Peer Steinbrück (SPD) einig. Die europäische Wirtschaft stehe schließlich robuster da als die der USA, betonte der Finanzminister.

Die Probleme der verschiedenen Weltregionen sind in der Tat nicht vergleichbar. Die USA sind besonders hart getroffen durch die Krise auf den Immobilienmärkten. US-Finanzminister Henry Paulson forderte seine Kollegen auf, „entschlossen und proaktiv“ zu reagieren. Viele Amerikaner hatten in der Hoffnung auf immer weiter steigende Immobilienpreise hohe Schulden aufgenommen und damit ihren Konsum finanziert. Dieser Boom dürfte nun am Ende sein. Die Anzeichen einer Rezession mehren sich.

In Japan dagegen ist eine ähnliche Immobilienblase schon Anfang der 1990er-Jahre geplatzt. Seither plagt sich das Land mit den Nachwirkungen herum.

Europa ist von der aktuellen Krise eher indirekt betroffen: Zahlreiche Banken, darunter die deutsche Mittelstandsbank IKB, hatten in die minderwertigen US-Hypotheken investiert. In der Folge wurden sie wesentlich zurückhaltender mit der Kreditvergabe. Selbst Unternehmen, die überhaupt nichts mit den kriselnden US-Hypotheken zu tun hatten, bekommen auf einmal kein Kapital mehr. Steinbrück schätzt die wegen der Krise aufgelaufenen Verluste der Banken insgesamt auf 400 Milliarden US-Dollar, viermal so viel wie bislang angenommen.

Einig waren sich die G-7-Finanzexperten lediglich, dass China etwas zur Stabilisierung beitragen soll. Die chinesische Währung Yuan müsse endlich aufgewertet werden, damit chinesische Waren nicht länger einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil genießen. Würde der Yuan teurer, dann hätten US-Waren auf dem Weltmarkt wieder eine Chance. Wenn US-Exporte zulegen würden, könnte das ein Ausgleich für die schwächere Inlandsnachfrage sein.

Steinbrück setzte sich in Tokio zudem mit seinem Appell durch, die Basel-II-Vorschriften weltweit zum Maßstab zu machen. Das Abkommen sieht vor, dass Banken riskante Kredite mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen. Mit mehr Transparenz sollen Krisen wie die aktuelle künftig vermieden werden. Die Rufe nach mehr Transparenz waren auch schon nach der Asienkrise Ende der 1990er-Jahre laut geworden – mit mäßigem Erfolg.