CRITIC’S CHOICE

Mark Peranson, Cinema Scope, Toronto: Kent Mackenzie hat vor seinem frühen Tod nur zwei Spielfilme gemacht. „The Exiles“, 1961 entstanden, ist einer davon. Ein Film, der über Dekaden nicht im Kino zu sehen war, aber dennoch niemals vergessen wurde. Der Regisseur Thom Andersen hat ihn 2003 in sein Doku-Meisterwerk „Los Angeles Plays Itself“ verwoben. Und das Film- und Fernseharchiv der University of California hat ihn restauriert. In dieser restaurierten Version läuft „The Exiles“ nun im Forum. Der Film zeigt eine Nacht im Leben amerikanischer Ureinwohner, die aus den Reservaten nach Los Angeles gezogen sind. Gedreht in Bunker Hill, einem mittlerweile dem Erdboden gleichgemachten Viertel von L. A., strukturiert durch Interviews mit der Besetzung, die aus Amateuren besteht, beeindruckt „The Exiles“ immer noch. Der Film wurde oft mit Arbeiten von John Cassavetes verglichen, aber Mackenzies Leistung ist einzigartig, dank einer poetischen und intelligenten Mischung aus Dokumentation und Fiktion. Die Art und Weise, wie „The Exiles“ Ort und Zeit einfängt, ist denkwürdig. Es mag durchaus sein, dass Mackenzie mit diesem Film die moderne Dokufiktion begründet hat.

„The Exiles“. Regie: Kent Mackenzie. USA 1961, 72 Min., 12. 2., 21.30 Uhr, Delphi Filmpalast; 14. 2., 22.30 Uhr, Arsenal