: Millionengrab Markthalle
Sie sollte den Sedanplatz in Bremen-Nord attraktiver machen – nun ist die Markthalle von Haven-Höövt-Investor Albrecht selbst zum Problem geworden. Einzelne Stände haben schon dicht gemacht
Von Klaus Wolschner
Dienstags und donnerstags sind Markttage in Vegesack auf dem Sedanplatz, dann ist der Platz voll. Zwei Dutzend Händler haben ihre Stände und Verkaufs-Wagen aufgefahren, Menschen strömen hin und her. Hinter den Ständen ist die dominante Silhouette der neuen „Markthalle“ sichtbar – die deplatziert wirkt in ihren Dimensionen und ihrem Protz. „Eine hochwertige Bereicherung“, findet der Vegesacker City-Manager Fritz Rapp zu dem Glaspalast, ein „architektonischer Mutmacher“. Die Markthändler hingegen sind zwei Monate nach der Eröffnung immer noch überzeugt: „Wir brauchen die nicht“, wie fast alle sagen.
Wenn draußen Markt ist, dann fällt die Leere in der Markthalle besonders auf. Obwohl es drinnen schön warm ist, zieht es nur wenige hinein. Die meisten Tische, an denen man gemütlich sitzen und nach draußen gucken könnte, sind nicht besetzt. Am Stand von Subway bilden sich Schlangen, wenn die Schüler kommen, auch beim Bäcker ist etwas los. Sonst sieht es eher trostlos aus. „Man hat sich mehr versprochen“, sagt der Weinhändler. Er hat einen der wenigen Stände, die halten, was die Markthalle versprach: Eine Halle für Gourmets sollte entstehen, 40 Euro pro Quadratmeter Standfläche will Vermieter Frank Albrecht eigentlich kassieren. Derzeit verlangt er gerade die Hälfte. Direkt neben dem Eingang steht das Geschäft leer. Früher hing dort Werbung für ein geplantes „Sushi“-Restaurant – jetzt kommt ein chinesischer Fastfood-Laden. Um Kundschaft zu locken, soll es demnächst regelmäßig Live-Musik geben.
Vom Umsatz in der Halle kann bisher kaum jemand die Miete bezahlen. Feine frisch gepresste Säfte wollte der Obsthändler verkaufen, nun steht er da mit ein paar Kisten Apfelsinen und Birnen, die es draußen genauso und billiger gibt. Als erstes dicht gemacht hat der exquisite Hamburger Fischhändler. Längst weg ist auch die Bar, auf die ein Bonbon-Laden gefolgt war. Jetzt werden türkische Tütensortimente verkauft. Unwahrscheinlich, dass der Händler hier eine höhere Miete zahlt als die vielen „Ein-Euro-Läden“ in der Fußgängerzone von Vegesack, die dort den Leerstand kaschieren sollen. „Die tun mir leid“, sagt die Blumenfrau über die Händler, die sich vom Albrechtschen Optimismus anstecken ließen und in der Halle investiert haben – aber das seien Ortsunkundige gewesen. „Vegesacker sind da nicht rein gegangen“. Die warten immer noch auf das von Albrecht versprochene Kino im Haven Höövt unten am Wasser. Mit dem Kino hatte der Investor die Sorgen zerstreut, er gebe der Fußgängerzone mit dem vor fünf Jahren eröffneten Shopping-Zentrum den Rest. Auch die Markthalle sollte letztendlich immer den Vegesacker Einzelhändlern nutzen, hatten Albrecht und die Bremer Wirtschaftsförderer stets argumentiert. Ihre Logik: Die Haven-Höövt-Besucher würden dann durch die Fußgängerzone zur Markthalle flanieren.
Rainer W. Buchholz, FDP-Mann aus Bremen-Nord, hat an diese Träume nie geglaubt. Er bezeichnet den Bau als „unverzeihlichen Fehler“ und fordert eine Offenlegung der seiner Ansicht nach „astronomischen Baukosten“ für die schlichte Halle. Der Grund: Bremen hatte sich mit 1,9 Millionen Euro am Bau beteiligt.