Wochenübersicht: Bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Erst sollte es ja wohl so eine Art Frank Faust werden, der neue Castorf am Rosa-Luxemburg-Platz, mit Jonathan Meese als Mephisto zum Beispiel. Aber dann verschwand Faust sang- und klanglos von der Bildfläche, weshalb das Stück nun nicht mehr „FaustFaustFaust“ sondern „Fuck off, Amerika“ heißt, und zwar nach dem schillernden autobiografischen Roman von Eduard Limonov aus dem Jahr 1979: Limonov, der nicht nur der Führer der Nationalbolschewistischen Partei Russlands, sondern auch ein bekannter Schriftsteller ist. Und ein Prophet des Punk in der untergegangenen Sowjetunion war (wo er Texte von Lou Reed auf Russisch übersetzte). Es verspricht also heiter zu werden ab Freitag in der Volksbühne, wo man schon immer einem gewissen libidinösen Hang zum Kunstwüstlingstum frönte, weshalb standesgemäß auch Jonathan Meese das Bühnenbild macht. Auch nicht gerade heiter wird es dann ab Samstag in dem Kammerspielen des Deutschen Theaters, wo Christoph Mehler „Pornografie“ von Simon Stephens inszeniert: sieben Monologe über den Einbruch der Gewalt in das Leben nach einem Terroranschlag. Gewalt will auch der junge Titus anwenden, und zwar gegen sich selbst, denn er mag nicht mehr leben. Wie es dann anders kommt und dass sich der Junge die glückliche Wendung ausschließlich selbst zu verdanken hat, erzählt das eindrucksvolle Ein-Personen-Jugendstück des niederländischen Dramatikers und Theatermachers Jan Sobrie, das am Donnerstag im Grips-Theater Premiere hat. „Boys don’t cry“ erzählt die wahre Geschichte des 20-jährigen Brandon, der von zwei Freunden grausam vergewaltigt und ermordet wird, weil er ein Transsexueller ist, also einen Frauenkörper hat. Esther Hattenbach hat Kimberly Peirces Oscar-gekrönten Film von 1999 (mit Hilary Swank) für das Theater an der Parkaue adaptiert.

„Fuck off, Amerika“: Volksbühne, ab Fr.

„Pornografie“: DT-Kammerspiele, ab Sa.

„Titus“: Grips-Theater, ab Do.

„Boys don’t cry“: Theater an der Parkaue, Mi.–Fr.