Bremen tanzt wieder

Nach dem der Fiskus „Tanz Bremen“ 2007 zu Fall brachte, scheint das Festival jetzt gesichert

Mit einem Etat von 270.000 Euro steht das kommenden Samstag beginnende „Tanz Bremen“-Festival wieder auf stabilen Beinen. 137.000 kommen von der Bremer Marketing Gesellschaft, 60.000 vom Kulturressort. Erwartet werden 20 Compagnien aus elf Ländern, aber auch die lokale Tanzszene ist mit sieben Uraufführungen vertreten. Diese Mischung aus internationalem Renommee und regionaler Verankerung gilt im bundesweiten Vergleich der Tanzfestivals als einzigartig.

Im vergangenen Jahr schlitterte die alle zwei Jahre stattfindende einwöchige Veranstaltung haarscharf an der Insolvenz vorbei. Hintergrund war eine Nachzahlungsforderung des Finanzamtes für die vergangenen fünf Jahre, die das Festival auch der Kulturbehörde zu verdanken hat. Die hatte den „Tanz Bremen“-Verein auf Anfrage des Fiskus versehentlich als nicht vorsteuerabzugsberechtigt deklariert. Als Konsequenz hat die neue Kulturressortspitze sowohl die eigene Beratungspraxis überarbeitet als auch entschieden, von vornherein Vertreter des Finanzressorts hinzuziehen.

Immerhin sorgt der letztjährige Ausfall dafür, dass „Tanz Bremen“ 2008 eine Punktlandung hinlegt: Genau vor 20 Jahren wurde das Festival als workshop-orientierte Veranstaltung gegründet. Nach sechs Jahren Ehrenamtlichkeit professionalisierte sich das zunächst „Tanzherbst“ genannte Festival und eroberte die Räume des Bremer Theaters, musste 2002 aber die zeitliche Streckung auf einen biennalen Modus hinnehmen – im Wechsel mit Oldenburg.

Das aktuelle Programm fokussiert Frankreich – mit Jean-Claude Gallotta und Régine Chopinot sind VetreterInnen der „Generation 80“ eingeladen, die Frankreichs Entwicklung in den vergangenen dreißig Jahren zu einer sehr eigenständigen Tanzszene mitbestimmt haben. Es zeigt aber auch eine bemerkenswerte politische Positionierung: Neben „T.R.A.S.H.“, beheimatet in der Tilburger Hausbesetzer- und Rockszene, kommen auch die „Membros cia. de Dança“ – in einer HipHop-orientierten Choreografie thematisieren sie die Zustände in brasilianischen Haftanstalten.

Im Bremerhavener „Theater im Fischereihafen“, neben Goetheplatz und Schwankhalle einer der Festival-Spielorte, ist die ausgesprochen realitätsverhaftete Olga Pona zu Gast: Bevor sie zu Russlands derzeit renommiertester Choreografin wurde, arbeitete sie als KFZ-Mechanikerin und Traktoristin. Henning Bleyl

Gesamtprogramm und Karten: www.tanz-bremen.de