wolfgang schneider, theater-befürworter : Bretter, die Bildung bedeuten
WOLFGANG SCHNEIDER, 53, ist Deutschlands erster und bisher einziger Professor für Kulturpolitik. FOTO: PRIVAT
Als kleiner Junge lockte er die Nachbarskinder in den Hof, um ihnen selbsterdachte Kasperlestücke vorzuspielen, heute fordert er die Einführung des Unterrichtsfachs Theater an niedersächsischen Schulen. Für den Hildesheimer Kulturwissenschaftler und passionierten Theaterliebhaber Wolfgang Schneider sind es vor allem die „Nebenwirkungen“, die das Theaterspiel für das Curriculum so unverzichtbar machen: „Die Kinder lernen diszipliniert zu arbeiten, sich im Team zu organisieren und können eigene Ideen kreativ umsetzen“, sagt er.
Schneider selbst kam durch die Großmutter zum Theater: Wann immer diese ihr Abonnement nicht nutzen konnte, sprang Schneider ein. Schon als Kind war der 53-Jährige fasziniert davon, Menschen auf der Bühnen singen und tanzen zu sehen. Nur das Weihnachtsmärchen habe ihm nicht gefallen, murmelt er verschnupft: „Das wäre fast ein Grund gewesen, mich vom Theaterspiel abzubringen.“ Ganz oben auf seiner Beliebtheitsskala stehe dagegen noch immer Yaak Karsunkes Inszenierung der Bauernoper: Die habe er als Student fünfmal hintereinander besucht.
Seine Theaterleidenschaft konnte Schneider dann auch beruflich weiter ausleben. Seit 2002 ist er Präsident der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche (ASSITEJ), bei der er sich bereits seit 1997 engagiert. „Dass das Theaterspiel bislang nicht in den Lehrplänen auftaucht, liegt auch daran, dass Lehrer selten eine theaterpädagogische Zusatzausbildung haben“, vermutet er. Schon als Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ setzte Schneider sich für die gleichwertige Unterrichtung künstlerischer Fächer an Schulen ein. „Theater ist kein Wandertag oder Wahlfach für musische Mädels“, sagt er, „sondern integraler Bestandteil der Allgemeinbildung.“
Anders als damals, stieß er bei Niedersachsens Kultusminister Lutz Stratmann (CDU) keineswegs auf taube Ohren: Derzeit ist Schneider im Gespräch mit dessen Ministerium. Bis zum ersten Vorhang in einer Schule irgendwo im Land mag es da nur noch eine Frage der Zeit sein. ALW