Keine Schlussredaktion, kein Betriebsrat

Beim Bauer-Verlag in Hamburg nutzt die Geschäftsführung offensichtlich ein Sparkonzept bei „TV Movie“, um zwei Betriebsräte loszuwerden. Gewerkschaft Ver.di kündigt Widerstand an. Gütetermin vorm Arbeitsgericht gescheitert

Der Haussegen beim Heinrich Bauer-Verlag in Hamburg hängt schief. Der Geschäftsführer des Programm-Zeitschriftenverlags (PZV) Andreas Schoo hat dem Flaggschiff TV Movie (Auflage 1,8 Millionen) ohne wirtschaftliche Not ein Sparmodell verordnet. Vier FotoredakteurInnen wurde Ende Januar gekündigt und die Schlussredaktion geschlossen, womit nach Auffassung der Gewerkschaft Ver.di sogleich Teile des neuen Betriebsrates „entsorgt“ werden sollen.

Mit der offiziellen Schließung der Schlussredaktion besteht für Bauer zumindest die Chance, die gerade wiedergewählte Betriebsrätin Elke Touba und Betriebskollegen Andreas Grell trotz Kündigungsschutz „betriebsbedingt“ loszuwerden. Dass die Teilbetriebsstilllegung keine ist, zeigt für Ver.di der Umstand, dass die Abteilungsleiterin bei TV Movie bleibt.

Betriebsrätin Touba ist seit 17 Jahren beim Bauer-Verlag beschäftigt. In den vergangenen zehn Jahren war die Schlussredakteurin freigestellte Betriebsrätin im PZV. Nach den Betriebsratsneuwahlen im vorigen November sollte sie nun in ihre Abteilung zurück.

Beim gestrigen Gütetermin bei Arbeitsrichterin Eveline von Hoffmann zeigten sich die Verlags-Vertreterinnen kompromisslos. Alternativarbeitsplätze wollten sie nicht anbieten, lediglich eine Abfindung. Begründung: Schlussredakteure und schreibende Redakteure seien nicht gleichzusetzen.

Der Kampf der Bauer-Geschäftsführung gegen den Betriebsrat dauert schon länger an. So wurde im vorigen Jahr bei TV Movie der Programmteil von der Redaktion abgetrennt und dafür eine eigene Firma gegründet. Dies hatte zur Folge, dass auch Teile des PZV-Betriebsrats outgesourct und Betriebsrats-Neuwahlen notwendig wurden. Da der Betriebsrat nun kleiner ist, entfällt das Freigestellten-Mandat. Doch bevor Touba an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte, ist dieser Job nun zum 31. Januar formal entfallen und sie von der Arbeit „freigestellt“.

Für Ver.di ist klar, dass es sich um eine reine Attacke auf den Betriebsrat handelt, da Konzernbetriebsrats-Chefin Kersten Artus jüngst den Unmut der Verlagsleitung auf sich gezogen hat. Ihr war es gelungen, einen Europa-Betriebsrat mit den Standorten Frankreich, England und Polen zu installieren. „Die Betriebsräte stehen auf der Abschussliste“, so Hamburgs Ver.di-Fachbereichsleiterin Medien, Eva Schleifenbaum. „Bei Bauer war es schon immer die Linie gewesen, Betriebsrat und Gewerkschaften rauszubekommen.“

Das bestreitet Verlagssprecher Michael Hentschel gegenüber der taz. „Das ist nicht die Motivation.“ Vielmehr hätten „routinemäßige Strukturierungsmaßnahmen die Arbeitsabläufe verändert“. Ver.di kündigte gegen alle Kündigungen und unseriöse Kostenmodelle „schärfsten Widerstand“ an. Denn auch vier langjährige FotoredakteurInnen sollen dem Sparplan zufolge gehen. „Alle sind Eltern kleiner Kinder“, sagt Betriebsrätin Kersten Artus. „Das ist brutal und unsozial.“

Diesen Betroffenen hat Bauer indes vage freie Stellen in der Verlagsgruppe in Aussicht gestellt. Bedingung: Sie verzichten auf ihre Betriebszugehörigkeit und nehmen Verträge mit materiellen Verschlechterungen an. Eine Bildredakteurin wird mittlerweile indes zu alten Konditionen in einer anderen Bauer KG beschäftigt. KAI VON APPEN