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Archiv-Artikel

Raumpioniere für die Überseestadt

Hippe Zwischennutzer sollen Investoren in Brachquartiere locken. Dem Senator sind da sogar Bauwagenplätze recht.

„Neue Impulse“ gibt es bald für die Brachflächen in der Waller Überseestadt. Dies haben sich Stadtplaner und Wirtschaftssenator Ralf Nagel (SPD) auf einer Veranstaltung der Architektenkammer vorgenommen. Vorbild dafür soll die Hauptstadt sein.

Im Rahmen ihrer „Stadtdialog“-Reihe hatte die Kammer am Dienstag in den Speicher XI geladen, um über „Zwischennutzung – Eintagsfliege oder Baustein der Stadtentwicklung“ diskutieren zu lassen. Mit „Zwischennutzung“ gemeint ist die befristete Vermietung leer stehender Gebäude oder brachliegender Flächen zu besonders günstigen Konditionen. Auf diese Weise sollen Gebiete belebt und Investoren angelockt werden.

So zumindest wird es erfolgreich in Berlin praktiziert. Ursula Renker von der dortigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nennt Zwischennutzer „Raumpioniere“ und ließ wissen: „Die gibt es bei uns überall.“ Neben den zahlreichen Strandbars, die auf dem Gebiet Vorreiter waren, seien dies auch Nachbarschaftsgärten auf unbebauten Flächen in Wohngebieten oder Sportanlagen in Baulücken.

„In Bremen hat Zwischennutzung geholfen, den Güterbahnhof zu erhalten und dieSkate-Plaza am Hauptbahnhof trägt zum urbanen Eindruck der Stadt bei“, sagt Frank Schlegelmilch von der Zwischennutzungsagentur „Landlotsen“. Der Stadtplaner vermittelt mit seiner Agentur leer stehende Bremer Immobilien an Kurzzeit-Mieter.

„Nach diesen Erfolgen“, so der Senator Nagel, „drängen sich die Gebäude und Flächen der Überseestadt förmlich für das Experiment Zwischennutzung auf.“

„So viel freien Platz wie Berlin hat die Überseestadt natürlich nicht“, sagt Schlegelmilch. Sein Compagnon Jörn Ackermann hofft, die am Waller Hafen leer stehenden 40 Hektar mit Beachvolleyballfeldern, Cross-Golfanlagen und von Landschaftsgärtnern gestalteten Grünflächen beleben zu können. Letzteres soll mit Mitteln des „Sondervermögen Überseestadt“ bezahlt werden. Die dortigen Gebäude seien meist schon vermietet. Zuletzt hätten Musiker und Planungsbüros Verträge für Immobilien am Hansator unterzeichnet.

Diese Art Zwischenmieter wünscht sich Nagel auch für künftige Zwischennutzungen: „Wir wollen kreative Köpfe an unsere Stadt binden, denn denen reisen bekanntlich die Investoren hinterher.“ Ob Nagel sich nur hippe Zwischenmieter vorstellen könne – oder auch solche wie die Bauwagensiedlung am Stadtwaldsee? „Erlaubt ist, was Spaß macht.“ Isabell Bürger