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Archiv-Artikel

Pin schmeißt raus

Das Billigpost-Unternehmen Pin entlässt ein Viertel seiner Mitarbeiter. Die bleibenden kriegen jetzt den Mindestlohn

KÖLN afp/taz ■ Der Post-Konkurrent Pin hat rund ein Viertel seiner Mitarbeiter entlassen. 2.770 Beschäftigte hätten ihren Job verloren, sagte Pin-Geschäftsführer Horst Piepenburg am Montag in Köln. Zum 1. März seien Insolvenzverfahren gegen 15 Pin-Gesellschaften eingeleitet worden. Deshalb könnten die Löhne der 2.770 Beschäftigten nicht mehr gezahlt werden. Bisher arbeiteten rund 11.400 Menschen bei der Firma. Laut Pin gibt es für die Übernahme des verbleibenden Geschäfts im Moment drei Interessenten. Der Axel-Springer-Konzern, der Pin im vergangenen Jahr übernommen hatte, schrieb deshalb für 2007 rote Zahlen.

Piepenburg sagte, für etwa 500 Mitarbeiter habe der Insolvenzverwalter regionale Lösungen gefunden. Für die Jobs der restlichen rund 8.000 Mitarbeiter wolle Pin weiter kämpfen. Von ursprünglich 38 Interessenten prüften derzeit drei Investoren gründlich ein Engagement.

Pin war nach Einführung eines Mindestlohns in der Postbranche in Schwierigkeiten geraten. Der Mindestlohn war im vergangenen Jahr von Ver.di und einem von der Deutschen Post dominierten Arbeitgeberverband ausgehandelt worden und lag unter dem Lohnniveau der Deutschen Post, aber über den Gehältern der Konkurrenten. Die Bundesregierung erklärte die Lohnuntergrenze anschließend für verbindlich für die gesamte Branche. Der Springer-Konzern als Mehrheitsgesellschafter drehte bei Pin kurz vor Weihnachten den Geldhahn zu. Pin entschied sich zu Jahresbeginn, seinen Mitarbeitern künftig den Mindestlohn zu zahlen.

Der Springer-Konzern teilte am Montag mit, für das vergangene Jahr stehe wegen des Pin-Engagements unter dem Strich ein Verlust von 288 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch einen Nettogewinn von 291 Millionen Euro verbucht. Schon im November hatte Springer mitgeteilt, dass das Pin-Engagement den Konzern mit Abschreibungen in Höhe von bis zu 620 Millionen Euro belasten könne. Springer steigerte im vergangenen Jahr seinen Umsatz ohne das Pin-Geschäft um 8,5 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro.