Krippen-Kinder kommen in der Schule weiter

Studie: Der Besuch einer Kinderkrippe erhöht die Chance aufs Gymnasium – und er nutzt vor allem benachteiligten Kids

BERLIN taz ■ Kinder, die eine Krippe besuchten, haben höhere Bildungschancen. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, den Sprung aufs Gymnasium zu schaffen, durch einen Krippenbesuch im Schnitt auf 50 Prozent. Von Kindern ohne Krippenerfahrung gelingt dies nur 36 Prozent. Besonders stark profitieren benachteiligte Kinder. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung, die am Montag veröffentlicht wurde. Die Untersuchung analysiert die Bildungskarrieren von mehr als 1.000 Kindern, die 1990 bis 1995 in Deutschland geboren wurden. „Der Ausbau frühkindlicher Bildung erhöht die Chancengleichheit und ermöglicht mehr Teilhabe bildungsferner Schichten“, sagte Stiftungs-Vorstand Johannes Meier bei der Vorstellung.

Als benachteiligt definieren die Autoren dabei Kinder, deren Eltern einen Migrationshintergrund oder lediglich einen Hauptschulabschluss haben. Bei ihnen verbessert sich die Chance, es aufs Gymnasium zu schaffen, durch eine Krippenerziehung um rund 65 Prozent. Die Verbesserung bei Nichtbenachteiligten liegt bei 38 Prozent.

Meier betonte, dass das Engagement der Eltern entscheidender sei als ein Krippenbesuch: „Bildung wird in Deutschland bis heute in hohem Grad vererbt.“ Gleichzeitig lobte er die Kitaausbau-Pläne von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Sie will die Zahl der Krippenplätze für unter 3-Jährige bis 2013 von bisher 250.000 auf 750.000 erhöhen. Die Studie liefert von der Leyen ein weiteres wissenschaftliches Fundament.

Zumal sich die Autoren nicht nur auf bildungspolitische Aussagen konzentrieren. Sie haben auch den volkswirtschaftlichen Nutzen von frühkindlicher Bildung ausgerechnet. So beziehen AbiturientInnen in ihrem Berufsleben gut 230.000 Euro mehr Einkommen als NichtabiturientInnen. Ein Brutto-Nutzeneffekt von fast 22.000 Euro sei dabei einem Krippenbesuch zu verdanken, so die Forscher. Dieser Summe stehen rund 8.000 Euro gegenüber – so viel kostet ein durchschnittlicher Krippenbesuch. Der Nutzen ist 3-mal so hoch wie die Kosten, lautet ihr Fazit. Und sie liefern noch eine Modellrechnung: Von den untersuchten Kindern haben nur 16 Prozent eine Krippe besucht. Wären es 35 Prozent gewesen, hätte dies einen Nutzen von 2,1 Milliarden Euro je Geburtsjahrgang bewirkt. ULRICH SCHULTE