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Archiv-Artikel

Stundenlange Folter

Offenbar judenfeindliche Gewalttat in Frankreich

PARIS/NANTERRE dpa/ap/afp ■ In Frankreich sorgt eine offenbar judenfeindliche Gewalttat für Entsetzen: Sechs junge Männer aus dem Großraum Paris sollen einen 19-jährigen Juden stundenlang festgehalten und gequält haben. „Wir sind schockiert und entrüstet“, erklärte die Stadt Bagneux im Süden von Paris am Mittwoch. Nach Justizangaben wurde am Vortag ein Ermittlungsverfahren gegen die Verdächtigen eingeleitet.

Die sechsköpfige Bande griff den jungen Mann am Morgen in seiner Siedlung auf und schleppte ihn in eine Garage, berichtete die Pariser Boulevardzeitung Le Parisien. Die etwa 16 bis 25 Jahre alten Männer aus Bagneux sollen ihr Opfer vor knapp zwei Wochen eingesperrt und misshandelt haben. Nach Medienberichten schrieben die jungen Männer im Alter zwischen 17 und 28 Jahren auf die Stirn des Opfers „Dreckiger Jude“. Sie hätten ihn brutal mit Fäusten geschlagen und mit Füßen getreten und ihm Verletzungen im Unterleib zugefügt. Erst am Abend ließen sie ihr Opfer frei.

Die vergangene Woche festgenommenen Täter gaben sich gegenüber dem Opfer als Mitglieder der „Gang der Barbaren“ aus, um dieses zusätzlich zu terrorisieren. Die Gang hatte 2006 den 23-jährigen Ilan Halimi gekidnappt und drei Wochen lang zu Tode gefoltert hatte. Den Ermittlungen zufolge gehörten sie aber nicht zu der Bande. Der Mord an dem Juden schockierte damals ganz Frankreich.

Nach Angaben des jüdischen Dachverbandes CRIF sind im vergangenen Jahr 73 antisemitische Gewaltakte gegen Menschen verzeichnet worden. Insgesamt wurden 261 antisemitische Akte registriert, 30 Prozent weniger als im Vorjahr.