: Jukebox
Die Grenzen der Sprache, und jetzt mit Musik
Zum Beispiel Wop-bop-a-loo-lop, a-lop-bam-bam. Oder Sha-la-la-la-lee, yeh. Schön auch Damdam, damdam. Und das noch: Na na na na, na na na na, hey hey hey, goodbye. Das sind so Kernsätze der Popmusik.
Ludwig Wittgenstein aber hat gesagt: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Und damit könnte man es dann auch belassen, hier Wittgenstein, der österreichische Philosoph, und da Pop, das ausgelassene Kind mit seiner Stammelsprache. Welchen gemeinsamen Anklang sollten Pop und Philosophie schon finden, doch andererseits gibt sich Pop eben auch immer mal gedankentief und beschäftigt sich mit philosophischen Fragestellungen. Dem Freiheitsbegriff zum Beispiel. In einer Art experimentellen Philosophie wurde dabei einiges in der Praxis ausprobiert, im Pop, und Kris Kristofferson hat das schließlich in eine Theorie gegossen, als er sang, Freedoms just another word for nothin left to lose. Und dann ist da natürlich noch Bob Dylan, der ganz im Alleingang seine philosophische Schule begründet hat, die eigentlich längst neben Hegel und Kant in den Proseminaren ausgedeutet werden sollte. Trotzdem: Von einer wirklich engen Beziehung kann nicht die Rede sein. So haben sich die Philosophen auch nicht wirklich als Songschreiber für den Pop hervorgetan. Insofern ist das Schaffen von M. A. Numminen eine Besonderheit, weil der finnische Musiker, der bereits den neorustikalen Jazz erfand, sich in seiner Tractatus-Suite der Texte von Ludwig Wittgenstein angenommen hat. Am heutigen Freitag singt er sie im Maschinenhaus der Kulturbrauerei (auch auf Deutsch), und das ist hier jetzt einen finno-ugrischen Exkurs wert, nach Ungarn zu Tibor Szemzö, der gleichfalls den „Tractatus“ gemacht hat. Nur ein Summen, ganz sparsame Minimal-Motive, dazu in mehreren Sprachen die Sätze von Wittgenstein. Ein wunderschönes Stück Musik, aber halt nicht wirklich Pop, um den es hier doch gehen soll.
In seinem „Tractatus“ schrieb Wittgenstein auch: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
Die Sinnlichkeit der Philosophie ist das verstehende Denken.
Noch ein Beispiel: On and on she go dum bay do da, on and on she go dum be do. Und dann: Good. Das liest sich so einigermaßen blöd. Hört man dazu aber die Musik der Beach Boys in diesem „With Me Tonight“, ist das vollkommen plausibel. Wo man nicht mehr sprechen kann, muss man singen. Die Sinnlichkeit des Liedes ist Musik. THOMAS MAUCH