: Bis auf die Knochen abgenagt
betr.: „Grün passt nicht zu schwarz“
Wie häufig kann ich mich der Einschätzung von Christian Semler nur anschließen.
Und aus der kleinen Großstadt der Gestrigen Erfahrungen beitragen, die bisher in der Diskussion über die neue Farbgebung noch nicht erwähnt wurden: In Freiburg gibt es unter OB Salomon eine schwarz-grüne Mehrheit im Stadtrat. Sie hat sich mit dem so genannten „Masterplan“ zu einem strengen Sparkurs verpflichtet, der unter anderem über Privatisierungen von öffentlichen Betrieben und Veräußerung von Stadteigentum vorangeht. Vielleicht erinnern sich einige an den bundesweit beachteten Versuch, die stadteigene Wohnungsgesellschaft „Stadtbau“ zu verkaufen, was 2006 durch einen Bürgerentscheid abgeschmettert wurde.
Der Masterplan führte dazu, dass in den vergangenen vier Jahren im Sozialbereich bei jedem Haushalt eingespart wurde, und das soll auch jetzt nicht revidiert werden, obwohl durch die verbesserte Konjunktur viel Geld zusätzlich in die Stadt fließt. Was mich mehr betrifft, ist der Kulturbereich, in dem ich seit längerem engagiert bin. Und hier wirkt sich das Zusammengehen der Grünen mit der CDU fatal aus. Nicht nur, weil ebenfalls bei den freien Kultureinrichtungen „alles bis auf den Knochen abgenagt wurde“, wie jüngst die scheidende Nummer zwei im Kulturamt, Johannes Rühl, es ausdrückte. Die Schwarzen nehmen alles ins Visier, was für sie schon immer zu links, zu alternativ, zu zeitgenössisch und zu modern war. Und die Grünen reagieren darauf naiv, erstaunt und unsicher.
BEATE THILL, Freiburg