: Kriminalstatistik: Jeder Fünfte ist kriminell
In Wahrheit ist alles komplizierter. Klar ist nur für die Bremer Polizei: Kriminalität ist eine Folge von Benachteiligung
Insgesamt 96.121 Fälle sind bei der Polizei in Jahre 2007 aktenkundig geworden. Das wäre statistisch ungefähr jeder fünfte Bremer. Aber diese Zahl sagt natürlich nichts, weil viel mehr BürgerInnen „unbescholten“ geblieben sind, andere dafür mehrfach zum „Fall“ wurden.
Die gute Nachricht der Statistik, die Innensenator Willi Lemke gestern verkünden konnte: Die Zahl der schweren Delikte ist leicht rückläufig. Dies allerdings liegt vor allem an der Kontroll-Dichte auf der so genannten Discomeile. Die schlechte Nachricht: Die Zahl der KFZ-Aufbrüche und der Fahrraddiebstähle hat zugenommen. Bei den Autos ist das auf die Dummheit der Autobesitzer zurückzuführen, die ihre Navis und Laptops darin liegen lassen. Die Polizei verteilte im Herbst Info-Zettel und Schildchen mit dem Satz : „Hier liegt kein Laptop drin.“ Der Erfolg schlug sich sofort in der Statistik nieder. Nicht, so erklärte Lemke, weil die Diebe das glauben, sondern weil die Autobesitzer, die den Zettel am eigenen Spiegel sehen, erinnert werden, dass da noch etwas war.
Die „Aufklärungsquote“ der Polizei liegt in Bremerhaven bei fast 50 Prozent, in der Stadt Bremen nur bei 38 Prozent. Die „Defizite der informellen Sozialkontrolle“ seien eben in großen Städten stärker, erklärt Polizeipräsident Eckhard Mordhorst den Unterschied. Wobei die Zahl eigentlich auch nichts sagt, weil da Schwarzfahrer (Aufklärungsquote 100 Prozent) mit Fahrraddiebstählen (Aufklärung vier Prozent) addiert werden.
Allerdings kommt es nur bei 3-5 Prozent der von der Polizei als „aufgeklärt“ abgehefteten Fälle zu einem Urteil. Insbesondere im Bereich der Jugendkriminalität sei das gewollt, erklärte der Leiter der Kripo, Holger Münch. Man müsse sich nur die Karte der Stadtteile ansehen, in denen „benachteiligte“ Menschen leben, Jugendliche ohne Berufsperspektive etwa, um zu sehen, wie sich die „Täter“ nach Stadtteilen verteilen. Auch dass knapp die Hälfte der Tatverdächtigen „Bremer mit Migrationshintergrund“ sind, führt er auf das Fehlen von Zukunftschancen und die „Häufung von Benachteiligung“ zurück. kawe