Unangenehm geistfrei

Für Häschenwitze-Liebhaber parodiert ProSieben ab morgen Filmerfolge (Dörte’s Dancing, Di., 20.15 Uhr)

Jeanette Biedermann (alias Dörte) und ihr Freund sitzen im Auto und fahren durch Amerika. Sie gickert über jeden Sonnenuntergang, er bärbeißt ihre Laune runter, Streit, man achtet nicht auf die Straße, pardauz, Unfall. Als Dörte wieder aufwacht, ist sie in ihrem Lieblingsfilm.

Der heißt „Dirty Dancing“ und ist die Vorlage für diesen enorm geschmack-, stil- und humorlosen ProSieben-Versuch, den ebenfalls unangenehm geistfreien Parodie-Formaten wie „Die ProSieben-Märchenstunde“ noch einen Waggon dranzuhängen: „Funny Movie – Die große ProSieben-Film-Verarsche“ besteht aus vier Neu-Interpretationen mehr oder weniger bekannter Filme. Es folgen noch „H3 –Halloween Horror Hostel“ als Parodie auf „Halloween“, „Eine wie keiner“ als Parodie auf den plumpen Teeniestreifen „Eine wie keine“ und „Spiel mir das Lied und du bist tot“ als Parodie auf … na ja, reicht.

Komischerweise, und das ist eigentlich das einzig Komische an dieser Komödie, ist es nicht mal Jeanette Biedermanns Schuld, dass „Dörte’s Dancing“ auf keiner Ebene funktioniert. Doch weder ist die Idee hinter der „Film-Verarsche“ konsequent durchgezogen, noch funktionieren die Gags, es gibt keinen Spannungsbogen, und die länglichen Tanznummern sind schon gar nicht guckbar. Stattdessen zeigt jede Szene, wie verzweifelt die MacherInnen einerseits Humor in ihre Ideen zu stopfen und andererseits Zeit zu schinden versuchten. Etwa, wenn Dörtes Real-Life-Boyfriend Jens auf der Suche nach ihr zufällig am Tor des „Rocky Horror Picture-Show“-Schlosses klopft, von einem Riff-Raff-Double hereingebeten und von einer Handvoll Transvestiten um die Tische gejagt wird. Oder wenn einer der Angestellten andauernd Angst vor den großen Möpsen von Babys notgeiler Schwester hat –bruhaha.

Darüber lacht nur, wer auch Häschenwitze mag. Irgendwie kann man nicht aufhören, sich vorzustellen, wie „Dörte’s Dancing“ entstanden ist: Man hatte vermutlich als Erstes den Titel, lachte sich darüber scheckig und bastelte hernach an einem Plot dazu. Dörte ist „Dirty Dancing“-Fan, ja, das ist gut, und sie landet so „Pleasantville“-mäßig mitten in ihrem Film, oh ja, das ist gut! Und dann spielt Sonya Krauss die Mutter, im Kühlschrank steht Sperma von einem samenspendenden Tellerwäscher, und das Patrick-Swayze-Double hat einen albernen süddeutschen Akzent, oh, ich mach mir gleich in die Hose.

In die Hosen gemacht hat sich übrigens ein „erfahrenes und eingespieltes Autorenteam“ (ProSieben-PR) – die Produktionsfirma Rat Pack verbrach auch „Neues vom Wixxer“ und „Hui Buh – das Schlossgespenst“. Wenn das nicht wie die Faust aufs Auge passt. JENNI ZYLKA