: „Völlig inakzeptable“ Belastung
SPD und Grüne fordern strengere Auslegung des Nachtflugverbots. Fluglärmkommission weiter nicht-öffentlich
SPD und Grüne im Parlament sprechen sich für eine „rigidere Handhabung“ des Nachtflugverbots am Flughafen aus. Zugleich mehren sich die Stimmen, die mehr Transparenz von der Fluglärmkommission (FLK) verlangen. Nach den rot-grünen Fraktionen forderten jetzt auch die in der FLK vertretenen Beiräte Huchting und Hemelingen, das Gremium müsse zukünftig öffentlich tagen – als „vertrauensbildende Maßnahme“, wie SPD-Umweltpolitiker Jens Dennhardt sagte. Der Senat mag das nicht unterstützen – und verweist darauf, dass das 23-köpfige Gremium selbst über seine Geschäftsordnung entscheiden könne. Die sieht nur eine Tagung hinter verschlossenen Türen vor. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Kritik an der Genehmigungspraxis der FLK gegeben.
Hintergrund der Debatte ist die Senatsantwort auf eine Anfrage von SPD und Grünen. Ihr zufolge ist die Zahl der Flugbewegungen zwischen 22 und sieben Uhr von 3.951 im Jahr 2005 auf 5.651 im vergangenen Jahr gestiegen ist. Die Gesamtzahl der Starts und Landungen ist in derselben Zeit um knapp 3.000 auf rund 45.000 gestiegen.
Parallel dazu ist auch die Lärmbelastung in den vergangenen Jahren gestiegen. Insgesamt liegen die seit 1999 gemessenen Veränderungen des Dauerschallpegels an den zehn Messstellen am Flughafen aber im Bereich von wenigen Dezibel. In keinem Fall, so der Senat, wird die Grenze von durchschnittlich 57 Dezibel überschritten. Ein Anspruch auf mehr passiven Lärmschutz bestehe deshalb derzeit nicht. Und auf die Gestaltung der umstrittenen Flugrouten könne der Senat keinen Einfluss nehmen.
Die grüne Umweltpolitikerin Maike Schäfer sieht den Bremer Süden gleichwohl schon heute „extrem belastet“. Die vom Senat genannten Mittelwerte gäben zum einen nicht die aufsummierte – tatsächlich wahrgenommene – Belastung aus den verschiedenen städtischen Lärmquellen wieder. Zum anderen, so der aus Hemelingen stammende Dennhardt, liege die Spitzenbelastung durch einzelne Maschinen häufig genug bei weit über 80 Dezibel. Das sei „völlig inakzeptabel“. Über genaue Forderungen und Initiativen wollen SPD und Grüne aber noch weiter beraten. Experten gehen davon aus, dass bereits bei Lärmpegeln ab 40 Dezibel erhebliche Gesundheitsschäden auftreten. Schlafstörungen treten bereits oberhalb von 30 dB auf. mnz