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Archiv-Artikel

Lieber Barnabas!

RBS – Sein geheimes Tagebuch (5): Die Aufzeichnungen des legendären Hamburger Innensenators a. D., Ronald Barnabas Schill, weltexklusiv in der taz nord. Heute: 2002 (I) – die Pressehetze

1. Januar 2002

Auf Sylt. Der Michi [Michael Ammer] mit s[einer] Wodkadruckb[etankung], völlig irre: Tüchtiger deutscher Jäger[meister], das ließe ich mir ja gefallen. Aber Wodka! Russisch!!! Nachher plötzlich tütenweise K[onfetti?], vor allem N[adja abd El Farraq]. Glück dass ich wg. H[erpes] Seealgen dabei hatte! Wenn die mitkriegen, dass ich von K. immer Niesen kriege – bin ich unten durch. Vor allem bei N.! Rasseweib!!!! Kulturproblem jetzt gelöst? War aber voll wie Strandhaubitze. Selbst auch noch immer blau. Apropos: schöne Uniformfarbe.

8. Januar

Lieber Barnabas, den Nagel [Udo Nagel, neuer Polizeipräsident] hättst du nicht holen dürfen. Das war 1 Fehler. Der N ist nämlich eine Schlange. Stell ich ihn gerade vor, da fängt er glatt an selbst zu reden und sagt: 2.000 Polizisten in Berlin abwerben hält er für keine gute Idee. Ist doch meine einzige! Außer: Uniformfarbe. Blaue Uniform vorantreiben! Auch gutes Argument: Hier schöne blaue Uniformen! Da kommen die Berliner Polizisten wie von allein! Der Nagel wird sich noch wundern. Kulturproblem weiter knifflig: N[addel]: Auch nein! Heute gemütl. Abend ganz allein mit Jäger[meister] und Video: Bond, tote Negerfrau, Drogen.

25. Januar

Lieber Barnabas, dieser verflixte Mahr-Manni [Manfred Mahr, grüner Bürgerschaftsabgeordneter], wenn ich den im Dunkeln erwische, lernt der mal meine Walter [PPK] kennen. Der war doch gar nicht mit auf Sylt! Und im Val[entino’s] auch: Nie dabei! Wie kann er das mit dem K[okain] einfach so behaupten? Sage ich besser gar nichts, sonst kommt das mit dem Seealgenpulver raus, und der Michi lädt mich nicht mehr ein, und was soll dann die N denken. Zum Glück die Karren bloß in Fraktion geparkt. Trotzdem außer Welt alle Zeitungen auf einmal gegen mich, üble Schmutzkampagne, sogar im A[bendblatt]. Die waren doch früher immer meine Freunde! Und dann: Schon wieder Nagel! Blaue Uniformen – überflüssig. Schlange. RACHE! Presseball abgesagt. Aber auch gute Nachricht: Kulturproblem gelöst, Bildfrau, Name vergessen, kommt jedenfalls mit zu Michis Riesenparty im Wolle[nberger]. S[eealgenpulver] einstecken! Marcel [?] auch mal mitnehmen?

1. Februar

Lieber Barnabas, kannst du mir vielleicht sagen, wozu das Abendblatt diesen Brief druckt? Schreib ich etwa Briefe an die Badischen Neuesten Nachrichten [Karlsruhe], dass sie mal überprüfen sollen, welche Zahnpasta der Ho-Ri [Wolfgang Hoffmann-Riem, Justizsenator a. D., Verfassungsrichter] benutzt? Üble Hetze! Bloß neidisch, dass zu alt für Michis Partys. Gleich bei Welt anrufen: Müssen etwas dagegen tun!

7. Februar

Lieber Barnabas, auch das noch! Es ist etwas ganz Schlimmes passiert. Der Marcel hat im Fernsehen erzählt, wie er gesehen hat, wie ich S[eealgenpulver] genommen habe. Der dachte natürlich: Kokain, weil alle. Das wird schlimm! Welt war neulich auch schon böse! Marcel natürlich anonym, Kopf verdunkelt, Stimme verzerrt und so. Habe ich aber sofort erkannt: Dieses bescheuerte Sakko, an dem Michi als er dicht war die ganze Zeit rumgezupft hatte. Kann nur Marcel gewesen sein, aus Barmbek, du weißt schon. Trotzdem: Jetzt Haartest nötig.

Lesen Sie morgen: Das Jahr 2002 – die Jahrhundertrede