: editorial
Früher war in Deutschland alles klar getrennt: hier die Linken, da die Rechten, hier Schwarz-Gelb, da Rot-Grün, hier die E- und da die U-Literatur. Und auch bei uns in der literataz war klar: Vorne kritisieren wir Romane und Gedichte, hinten das Politische und das Sachbuch.
Genau das wollen wir Ihnen nicht mehr zumuten. Nach dem erfolgreichen Versuch im Herbst haben wir auch diesmal wieder alle Gattungsgrenzen überwunden – und hoffen darauf, dass dieses Prinzip weiterhin die LeserInnen überzeugt.
Eine Auswahl aus dem Angebot:
Wir bieten Drama, Oper, Frauengeschichten und beantworten die Frage, wie sich Helmut Krausser von Madame Butterfly verwirren lässt (Seite IV). Wir zeigen, dass ein Beziehungsgespräch zu Poesie werden kann, wenn jedenfalls Hennig Ahrens Worte setzt wie „auf unseren Zungen verfliegen die Sätze,/ Kometenstaub, und unsere Blicke/ Verschwinden alle in Schwarzen Löchern./ Verloren gegangen im Kosmos der Küche“ (V).
Sollte das Gespräch von 68ern am Rotkernbuchentisch geführt werden, dürfte es heute eher darum gehen, Dutschke und Adenauer zu versöhnen – und die eigene Jugend mit der Gegenwart. So ist es bei Peter Schneider, Reinhard Mohr oder Wolfgang Kraushaar (IX). Lebensentscheidungen wie 1968 lieber vermeiden wollen die postmodern geschulten Popintellektuellen, die in Thomas Pletzingers Roman in fünf Ländern auf drei Kontinenten ihre Identität noch suchen (VII). Ganz so lässig geht es nicht zu in den Romanen von Lukas Bärfuss, der den Völkermord in Ruanda zum Thema macht (VIII), und Sherko Fatah, dessen fatalistischer Held während des Irakkriegs aufwächst und von Gotteskriegern entführt wird (IV).
Dass dieser Krieg im Irak nur den vorläufigen Höhepunkt in einer langen Reihe von misslungenen Interventionen ist, erzählt mit enormer Akribie und Scharfsicht der amerikanische Journalist Stephen Kinzer (XIV). Und Sam Harris fällt dazu noch ein: „George W. Bush hat gesagt, er hat die Irakinvasion befohlen, nachdem er sich mit dem Herrn konsultierte. Jetzt stellen wir uns einmal vor, er hätte gesagt, er hat den Irak überfallen, weil Saturn in einem günstigen Verhältnis zu Uranus stand“ (X).
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