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Archiv-Artikel

hamburger szene Über den Regen reden

Jetzt regnet es schon wieder seit zwei Tagen. Oder drei. Oder vier. Das weiß man nie so genau, obwohl man eigentlich immer darüber redet. Denn der Regen gibt der Stadt den Rhythmus vor, und es wäre falsch, über das Grundlegende nicht reden zu wollen.

Wie wenig wir aber dabei vorankommen: Wir wiederholen uns, noch häufiger als der Regen. Unsere Unterhaltungen, unsere Sprachregeln bleiben, was den Regen betrifft, weit zurück hinter dessen Formen. Regen ist nicht gleich Regen, wie man das in Hamburg meinen könnte, wo davon nur als Nieselregen, Platzregen oder Regenguss die Rede ist. So macht es einen gewaltigen Unterschied, jeder Schirmträger weiß das, ob der Regen gerade oder schräg fällt. Oder direkt von vorne kommt.

Warum reden wir also nicht von Schrägregen und Frontalregen, der im Unterschied zur bereits bekannten Regenböe – und deren nur selten gebrauchten Steigerungsform, dem Peitschregen – bei leichten Tropfen schon mit schwachem Wind aufkommen kann?

Oder der Abstand der Regentropfen voneinander: Es gibt Regen, da hat man die trügerische Hoffnung, hindurchschlüpfen zu können – Maschenregen? Und Regen, gegen den man schon mit dem ersten Schritt hoffnungslos prallt – Mauerregen? Über die Trefflichkeit solcher Vorschläge mag man streiten. Unzweifelhaft ist: Die Eskimos haben für die Farbe Weiß 24 Differenzierungsgrade, wir für unser Lebenselement – wieviel sind es: zwei, drei oder vier? MAXIMILIAN PROBST