: „Da ist dieser andere Blick“
Die taz-Genossenschaft hat bisher 7.727 Mitglieder mit einer Kapitaleinlage von ungefähr 7,8 Millionen Euro. Wir nähern uns der magischen Zahl 7.777 an, genau das Mitglied wollen wir besonders ehren. Um die letzte Durststrecke mit etwas Spannung zu versehen, verlosen wir unter den eingehenden InteressentInnen und den zeichnenden GenossInnen, die sich in dem Zeitraum melden, bis wir die 7.777 Mitglieder zusammen haben, ein taz-Rad. Mehr Infos zur Genossenschaft: www.taz.de/zeitung/ genossenschaft
Die Genossenschaft sucht Mitglied Nr. 7.777. Aber warum wird man denn taz-Genossin? Interview mit Sandra Müller
taz: Frau Müller, wie gefällt Ihnen Ihr Leben als taz-Genossin?
Sandra Müller: Auch wenn es kein Hauptbestandteil des Tages ist, sich als Genossin zu fühlen – es gefällt mir ziemlich gut, Miteigentümer einer Zeitung zu sein.
Die Einlage für eine taz-Genossenschaft beträgt immerhin mindestens 500 Euro – das ist nicht gerade wenig Geld. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Der endgültige Anlass war ein Infobrief der taz über den Verkauf der Financial Times Deutschland – der war so kurz und prägnant, dass ich fünf Minuten später das Formular ausgefüllt habe. Es war ganz klar, dass ich diese 500 Euro leisten will. Und dass man die in 20 Raten zahlen kann, ermöglicht meiner Ansicht nach eigentlich jedem den Einstieg als Genossenschaftsmitglied.
Was erhoffen Sie sich von Ihrem Engagement?
Einfach guten Journalismus, den die taz ja bereits bietet. Außerdem thematisiert die taz Dinge, die die anderen Zeitungen ignorieren. Da ist immer dieser etwas andere Einstieg, dieser etwas andere Blick. Das schätze ich sehr.
Wie lange lesen Sie die taz schon?
Ich hab immer mal im Internet kurz draufgeschaut, aber die Printausgabe habe ich erst vor zwei Jahren richtig schätzen gelernt.
Welche Seite lesen Sie zuerst, wenn Sie in der taz blättern?
Lachen Sie nicht: immer zuerst die letzte. Ich fange von hinten an, schaue dann auf die erste Seite und arbeite mich anschließend quer durch.
Aber Sie haben kein Lieblingsressort?
Nein, ich fange nur so ganz hinten an – das mache ich bei Büchern auch gerne.
In Ihrem Lokal Casandra hat vor kurzem ein Treffen von taz-GenossInnen aus dem Raum Nürnberg stattgefunden. Plaudern Sie doch mal ein wenig aus dem Nähkästchen – war es ein schöner Abend?
Ja, sehr. Ich habe zwar von den Gesprächen relativ wenig mitbekommen, weil ich mit Bedienen beschäftigt war, aber die Stimmung war klasse. Ich denke, es war gut, dass sich die Leute, die ja alle mit der taz zu tun haben, einfach mal kennengelernt haben. Die Rückmeldungen an die anwesenden Redakteure waren sehr positiv – es war gut, direkt miteinander sprechen zu können. Ansonsten beschränken sich die Kontaktmöglichkeiten mit der Redaktion ja auf Web-Kommentare und Leserbriefe …
… auf die man dann keine Antwort bekommt.
Ja, genau. So ein direkter Kontakt ist einfach spitzenmäßig fürs Klima. Und den hat man bei den großen Tageszeitungen, auch bei Regionalzeitungen praktisch nie. Solche Veranstaltungen sollten öfter stattfinden.
Was würden Sie denn gerne an der taz ändern?
Ich hoffe, dass die taz flexibel bleibt – und jung. Ansonsten eigentlich nichts. Ich verschenke gerne Probeabos. Mein Freund und ich haben seinen erwachsenen Töchtern taz-Abos geschenkt. Die sind völlig begeistert, obwohl sie vorher gar keine Zeitung gelesen haben und am Anfang sehr kritisch waren. Aufgrund dieser Erfahrung würde ich der taz raten, an junge Menschen heranzutreten. Zum Beispiel über Schulen. So bin ich auch zu meiner ersten Zeitung gekommen: Sie lag kostenlos in unserem Gymnasium aus.
Sie leben in Nürnberg. Sehen Sie im Bus häufig Leute, die die taz lesen?
Ganz ehrlich: sehr selten. Aber wenn man sich als taz-Leser outet, macht man oft positive Erfahrungen. Gestern habe ich dem Architekten, mit dem ich ein Gemeinschaftsbüro teile, einen tazpresso gekocht. Der hat sich gefreut, eine taz aus seiner Aktentasche gekramt und gesagt: Mensch, die taz lese ich auch! Das war ein netter Moment.
Habe ich Sie richtig verstanden: Sie verkaufen in Ihrem Lokal tazpresso?
Den trinke ich bisher eigentlich nur privat, weil der Preis etwas happig ist. Aber ich betreibe in meinem Lokal auch einen kleinen Weinhandel. Neulich kam mir die Idee, dort auch taz-Produkte wie den tazpresso anzubieten. Das wäre vielleicht ein guter Einstieg.
INTERVIEW: NELE JENSCH