: Mangelware: Ideen made in Bremen
Abgegrastes Innovationsfeld? Beim Wettbewerb „Land der Ideen“ ist die Teilnehmerquote eingebrochen
Wenn die Beteiligung bei „Deutschland – Land der Ideen“ ein Indikator für Innovationslust ist, steht es schlecht um Bremen: Sie sank von 2007 auf 2008 um über 40 Prozent. Nur 27 Bremer Initiativen und Institutionen bewarben sich darum, als „Ort im Land der Ideen“ ausgewählt zu werden. Bundesweit gab es 1.461 Bewerber um die undotierte Ehrung. Sie gilt als wichtiger Publicity-Faktor gilt.
Der vom Bundespräsidenten initiierte Wettbewerb will „zukunftsorientierte Projekte“ auszeichnen, die „unerwartete Aspekte von Deutschland“ beinhalten. In diesem Jahr wurde die Bremerhavener „Ehrenamtscard“, das „Virtuelle Literaturhaus“ und die neue Nutzung des Foyers am Goetheplatz als Kunstraum ausgezeichnet. Doch bei der festlichen Ehrung der „Theatergalerie“ konnte Kulturstaatsrätin Carmen Emgiholz (SPD) nicht umhin, auf „fehlende Meldungen aus Bremen“ hinzuweisen. Nun will sie zur Beteiligung „gezielt ermuntern“.
Informations-Defizite können Ursache der Zurückhaltung kaum sein, denn in den vorherigen Durchgängen des Wettbewerbs war Bremen gut dabei. 2006 gab es hier ebenso viele BewerberInnen wie im dreimal größeren Hamburg, 2007 ließ Bremen die Elb-Konkurrenz weit hinter sich und überholte sogar Flächenländer wie Schleswig-Holstein. 2008 ist das Gesamt-Teilnehmeraufkommen konstant, die Sachsen schwächeln ein wenig – der Bremer Absturz aber ist statistisch beispiellos.
Hintergrund der „Orte“-Initiative ist die Gründung des „FC Deutschland“ zur Fußball-WM 2006. Mittlerweile ist aus dem „Fanclub“ die „Marketing für Deutschland“ GmbH geworden. Sie schickt den „Science Express“ durch Indien, platziert Claudia Schiffer-Plakate in internationalen Finanzstandorten und treibt vor allem die „Deutschland in China“-Kampagne voran. Dennoch werde mit unvermindertem Elan auch an der binnendeutsche „Orte“-Reihe gearbeitet, so eine Sprecherin, und zwar in bundesweit einheitlicher Intensität. Bei der „Endauswahl“ könne dann schon eine gewisse regionale Verteilung beachtet werden – so ist wohl auch zu erklären, warum Bremen trotz des Bewerberrückgangs eine gleich bleibende Erfolgsquote von zwölf „Orten“ aufweisen kann. Die Jury ist seit 2006 konstant besetzt. Mit dem Dresdner Kunstsammlungs-Direktor Martin Roth sitzt ihr ein Mann vor, der – im Tandem mit Martin Heller – schon für den Start der Bremer Kulturhauptstadt-Bewerbung engagiert war.
Nirgends Umstände, die den BremerInnen die Teilnahme erschweren. Alternativ zur These einer hausgemachten Implosion bliebe nur die Annahme, die BremerInnen würden den Titel bereits für entwertet halten.
Henning Bleyl