Aus eins mach drei

Hamburg legt sich auf Chilehaus und Speicherstadt als Kandidaten für das Weltkulturerbe fest. Der Jüdische Friedhof Altona und die Sternwarte Bergedorf sollen es auf anderen Wegen schaffen

VON MAXIMILIAN PROBST

Hamburg ist das einzige Bundesland, das bislang keinen Eintrag in der Liste des Unesco-Weltkulturerbes zu verzeichnen hat. Stätten, die dafür in Frage kämen, gibt es drei. Seit 1997 läuft die Bewerbung des Chilehauses, die 2006 um das Kontorhausviertel und die Speicherstadt ergänzt wurde. Seit kurzem sind ist nun auch der Jüdische Friedhof in Altona und die Sternwarte im Stadtteil Bergedorf in der Diskussion.

Die Kulturbehörde will aber vorrangig am bereits beantragten Vorhaben festhalten. „Im Kontorhausviertel und in der Speicherstadt manifestiert sich die traditionsreiche Geschichte unserer Handels- und Hafenstadt ganz besonders“, sagte die Kultursenatorin Karin von Welck am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Auch sei die Bewerbung bereits auf „einem guten Weg“. 2007 bestätigten Experten des Internationalen Rats für Denkmalpflege (Icomos) den „außergewöhnlichen architekturgeschichtlichen, baukünstlerischen und städtebaulichen Wert“ des Ensembles. Es rückte damit auf die deutsche Tentativ-Liste, nach der jedes Jahr ein Denkmal in der Reihenfolge der Anmeldung vorgeschlagen wird.

Bis 2011 will nun die Kulturbehörde ein ausführliches Gutachten vorlegen, „das den herausragenden universellen Wert der möglichen Welterbestätte dokumentiert und im internationalen Vergleich bewertet“, sagte von Welck. Auf der Grundlage der Auswertung der Icomos-Experten entscheidet die Unesco dann voraussichtlich 2014 über die Aufnahme.

Die Sternwarte Bergedorf und den Jüdischen Friedhof möchte die Senatorin auf einem anderen Weg ins Rennen um die Weltkulturerbe-Nominierung schicken. In beiden Fällen sollen vergleichbare kulturhistorische Stätten in anderen Ländern gesucht werden, da sich in den letzten Jahren gezeigt habe, dass bei länderübergreifende Kooperationen die Chancen zur Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes besser stünden. Im kommenden Herbst will die Kulturbehörde dazu ein internationales Symposium veranstalten.

Für den Jüdischen Friedhof in Altona kämen Städte wie Prag, Amsterdam oder die Karibikinsel Curaçao in Frage. Ähnliche Sternwarten wie in Bergedorf fänden sich in La Plata (Argentinien), Nizza oder Algier. Ideal wäre dabei ein Land, „das noch über keinen Eintrag in der Liste des Unesco-Weltkulturerbes verfügt“, sagte von Welck mit Blick auf die Kritik, dass etwa die Hälfte der insgesamt 851 eingetragenen Stätten in Europa liegen und Deutschland mit etwa 30 Einträgen bei 184 teilnehmenden Staaten bislang von der Unesco überdurchschnittlich oft berücksichtigt worden sei.

Ein Selbstgänger sei die Unesco-Bewerbung aber nie, daran erinnert von Welck. So sei die im vergangenen Jahr nominierte Heidelberger Altstadt mit ihrer berühmten Schlossruine vom Welterbe-Zentrum abgelehnt worden.