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Archiv-Artikel

Ruhige, aber scharfe Kritik

Die Massenproteste gegen den Wilders-Film sind ausgeblieben. Dennoch sieht das BKA eine erhöhte Terrorgefahr

Dieser Film diene keinem anderen Zweck, „als den Hass zu schüren“, so die EU-Präsidentschaft

DEN HAAG afp/epd/dpa■ Der antiislamische Film des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders ist weltweit scharf kritisiert worden. „Wir glauben, dass Machwerke wie dieser Film keinem anderen Zweck dienen, als den Hass zu schüren“, erklärte die slowenische EU-Ratspräsidentschaft am Freitag in Brüssel. Die EU und ihre Mitgliedstaaten unterstützten das Prinzip der Meinungsfreiheit, diese müsse jedoch in einem „Geist des Respekts für religiöse und andere Überzeugungen“ ausgeübt werden.

Damit schloss sich die EU der niederländischen Regierung an, in deren Namen Ministerpräsident Jan-Peter Balkenende bereits am Donnerstagabend erklärt hatte, der Film diene nur dazu, die Gefühle von Muslimen zu verletzen.

Das iranische Außenministerium sprach von einer „widerlichen Aktion“ und einem „Kreuzzug“ westlicher Länder gegen den Islam. Ähnlich äußerten sich die Regierungen Indonesiens und Bangladeschs. Hochrangige Vertreter der jordanischen Medien streben nach eigenen Angaben einen Prozess gegen Wilders vor einem Gericht in dem arabischen Land an. Außerdem sei eine Kampagne für den Boykott niederländischer Produkte geplant. Die befürchteten Proteste nach den Freitagsgebeten blieben allerdings aus. Zur Schadensbegrenzung trafen sich die niederländischen Minister für Justiz und für Integration zu Gesprächen mit Vertretern der muslimischen Bevölkerung. Deren Vertreter riefen ihre Glaubensgenossen in anderen Ländern zur Ruhe auf. „Wir appellieren, unserer Strategie zu folgen und von Angriffen auf niederländische Botschaften oder Touristen abzusehen“, sagte der Vorsitzende der marokkanischen Gemeinde, Mohamed Rabbae. „Wir fühlen uns durch die Verbindung von Islam und Gewalt beleidigt“, fügte er hinzu. Die beste Antwort auf „so einen Kerl“ wie Wilders sei eine in verantwortlicher Art und Weise.

In Deutschland übten die Europaabgeordneten Elmar Brok (CDU) und Cem Özdemir (Grüne) Kritik an dem Film. Trotz der bislang verhaltenen Reaktionen zeigte sich das Bundeskriminalamt besorgt über die Wirkung des Videos. Es erhöhe die Terrorgefahr in Deutschland, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke im Fernsehsender NTV.