heute in bremen: Neues vom Goethemeyer
Statt-Reisen Bremen führt durch die Stadt – und an der Nase herum
taz: Am 1. April werden Sie es wohl noch schwerer haben, dass man Ihnen Ihre Geschichten abkauft, oder?
Martin Gresselmeyer, Schauspieler und Stadtführer: Gut möglich. Schon an normalen Tagen glauben mir 80 Prozent der Leute nicht, dass das Neandertal nach dem Bremer Kirchenliedkomponisten Joachim Neander benannt wurde.
Ach.
Misstrauisch werden viele auch, wenn ich vom Goethemeyer erzähle.
Goethemeyer?
So nannte man den Arzt Nikolaus Meyer, der über der Ratsapotheke praktizierte und ein glühender Verehrer Goethes war. Er schickte ihm Gedichte und dazu Geschenke, um ihn freundlich zu stimmen. Völlig erfolglos übrigens. Einmal schickte er 300 Austern aus England nach Weimar.
Die Goethe hoffentlich nicht gegessen hat.
Doch. Und sie sollen ihm wohl gemundet haben, das haben Recherchen ergeben. Aber die meisten reagieren wie Sie, die Austern erscheinen ihnen unglaubwürdig. Dafür halten sie die Geschichte von Gesche Gottfried für wahr.
Ist sie ja auch.
Ja, schon. Aber während viele daran zweifeln, dass sie 15 Menschen umgebracht hat oder dass sie überführt wurde, weil ihr Vermieter weiße Kügelchen auf dem Schinkenbrot entdeckte und diese untersuchen ließ – was beides stimmt – können sie sich dann schon eher wieder vorstellen, dass sie nach ihrer Hinrichtung ihre Asche über die Gräber der Opfer verstreut haben wollte. Interview: Eiken Bruhn
Statt-Reisen-Führung „Wahrscheinlich unwahrscheinlich, oder?“: 14 Uhr, Ratsapotheke am Marktplatz. Gebühr: 6 Euro. Ohne Anmeldung
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