: Celler Ärzte sind überfordert
Ob der Personalmangel im AKH Celle ein Grund zur Klage ist, untersucht nun das Gewerbeaufsichtsamt
Wenn ein Arzt wegen Krankheit ausfällt, springt ein anderer selbstverständlich für ihn ein. Oder falls gerade jemand gekündigt hat. Oder schwanger ist. Oder alles auf einmal. So begegnet Norbert Mischer, Verwaltungsdirektor des Allgemeinen Krankenhauses Celle, dem öffentlich gewordenen Vorwurf, in der Klink herrsche Personalmangel.
Am Montag hatten Ärzte anonym Anzeige gegen das Krankenhaus erstattet, gegen das nun das Gewerbeaufsichtsamt ermittelt. Wenn es auch nicht das erste Mal ist, dass Missstände im Gesundheitswesen aufgedeckt werden, ist jedoch neu, dass dies von Seiten der Ärzte geschieht.
„Pflegekräfte haben schon oft Gesundheitsämter und Medien auf die Zustände in Heimen und Krankenhäusern hingewiesen“, sagt Gabriele Feld-Fritz vom Ressort für Gesundheitspolitik bei Ver.di. „Allerdings meist auf Kosten ihres Arbeitsplatzes.“
Auf dem Papier falle die Unterbelegung des Personals oft nicht auf – theoretisch sind alle Stellen voll besetzt. Gerade weil erhöhter Stress, wie etwa die Arbeit in Nachtschichten, jedoch zu höherem Krankheitsausfall führe, täuschen die Arbeitspläne über deutliche Mängel hinweg. Sowohl Ärzte als auch Pflegepersonal sind überfordert – so erfuhr Feld-Fritz zuletzt von einer Pflegekraft, dass sie nachts mit nur zwei ungelernten Aushilfen 136 Demenzkranke betreuen musste. Ab wann Personalmangel sich jedoch eindeutig von Ausnahmefällen unterscheide, sei nicht nur eine schwammige Definition – wieviele Patienten pro Arzt zumutbar sind, unterscheide sich je nach Bundesland und der jeweiligen Pflegestufe der Patienten.
Ob die Anzeige der Celler Ärzte die Situation im AKH verbessern kann, ist nach Feld-Fritz’ Einschätzung nicht sicher. „In Schleswig-Holstein sind mehrere Pflegeeinrichtungen vor drei Jahren nach solchen Anzeigen geschlossen worden.“ Gerade Ärzte könnten jedoch durch ihre höhere Stellung in der Krankenhaushierarchie eventuell mehr erreichen. JR