: Kassenpatienten warten
Studie: Fachärzte bevorzugen Privatpatienten bei der Terminvergabe. Lauterbach: Kein Kavaliersdelikt
KÖLN dpa/ap ■ Eine Studie über drastisch längere Wartezeiten für Kassenpatienten hat die Debatte über eine Bevorzugung von Privatpatienten angeheizt. Bis zu dreimal so lange müssen gesetzlich Versicherte auf einen Termin bei bestimmten Fachärzten warten, ergab eine Studie der Uni Köln. Die Bundesärztekammer räumte gestern ein, viele Ärzte versuchten gegen Ende eines Quartals aus Abrechnungsgründen nicht akut nötige Behandlungen auf das nächste Vierteljahr zu verlegen. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach, in dessen Uni-Institut die Studie entstand, warnte vor medizinischen Risiken durch Wartezeiten.
Den Nachweis der verlängerten Wartezeiten erbrachten Telefonanfragen bei 189 Praxen im Raum Köln-Bonn-Leverkusen, die Mitarbeiter des Uni-Instituts für Gesundheitsökonomie als Tester durchführten. Danach wurden Privatpatienten eindeutig bevorzugt. Am gravierendsten waren die Unterschiede bei Allergietests und Magenspiegelungen. Auf einen Termin für einen Allergietest mussten Privatversicherte nur 8,4, Kassenpatienten im Schnitt 26 Tage warten. Eine Magenspiegelung wurde bei Privatversicherten nach 11,9 Arbeitstagen, bei gesetzlich versicherten erst nach 36,7 Tagen vorgenommen. „Beschwerden, die eine Magenspiegelung notwendig machen, können auf Blutungen oder eine Krebserkrankung zurückgehen“, sagte Lauterbach. „Es handelt sich also um Untersuchungen, bei denen Verzögerungen keine Kavaliersdelikte sind.“ Die Ursache für die Vorzugsbehandlung der Privatversicherten ist für die Kölner Forscher eindeutig. Bei der Behandlung eines Privatpatienten verdienen die Ärzte 20 bis 35 Prozent mehr.