: „Am Rande der Arbeitsfähigkeit“
Uni-Rektor Müller markiert den „bösen Buben“ und verkündet die Streichung von Lehrstühlen und Studiengängen
Nach seiner Zustimmung zum Sparkonzept des Hochschulentwicklungsplans V hat Uni-Rektor Wilfried Müller gestern die Streichung von mehreren Studiengängen sowie rund 30 Professuren bis 2010 offiziell verkündet.
Am stärksten betroffen ist die Chemie, die sieben von 15 Professuren verliert. Das Fach könne noch weiter angeboten werden, so Müller, der selbst Diplom-Chemiker ist – aber die weitere Akkreditierung ist keineswegs gesichert. Der Fachbereich sei „am Rande der Arbeitsfähigkeit“. Auch die Produktionstechnik verliert vier der 22 Lehrstühle. Flächendeckend werden im Schnitt rund zehn Prozent der Mittel gekürzt. Gleichwohl seien die Sparvorgaben des Senats bislang nur zu rund 80 Prozent umgesetzt worden.
Mit der Kürzung um jeweils eine Professur laufen jetzt auch die Studiengänge Sport im Lehramt sowie die Behindertenpädagogik aus. Der Sport kann lediglich als Fach im Bereich Gesundheitswissenschaften weiter bestehen, die Behindertenpädagogik wird nur noch im Masterstudiengang angeboten, gleiches gilt für die Weiterbildung. Zugleich erklärte Müller Kürzungen in den von der Exzellenzinitiative des Bundes gewürdigten Bereichen – etwa der Geowissenschaft – als „undenkbar“.
Mit den Streichungen sei „kein Urteil“ über die WissenschaftlerInnen verbunden, so Müller. Betroffen sind vielmehr jene Lehrstühle, deren InhaberIn gerade emeritiert wird, sowie Fachbereiche, die Professuren nicht schnell genug neu besetzt haben – so wie etwa der Sport.
Zwar bekam die Uni zur Verbesserung der Lehre für 2008/9 je zwei Millionen Euro zusätzlich, doch dieses Geld darf nicht für Professuren verwandt werden. Weil aber zugleich die Grundfinanzierung der Uni um zehn Millionen Euro gekürzt worden sei, so Müller, sei der Verlust von Drittmitteln und Studienplätzen „nicht abzuwenden“ – vor allem, wenn die Uni die für 2010 erwarteten Tarifsteigerungen selbst tragen muss. Jede Steigerung um ein Prozentpunkt koste eine Million Euro.
Der AStA krönte Müller gestern symbolisch zum „rechtmäßigen Herrscher“ der Uni, Müller hingegen konterte, einige in der Uni seien „zufrieden“, dass er jetzt die Rolle des „bösen Buben“ übernommen habe. mnz