: „Die Coolness von Föhr und L.A.“
Von der Nordseeinsel Föhr aus in die weite Welt und so oft wie möglich zurück. Wie sich die vier Mitglieder der Musikgruppe Stanfour aus Schleswig-Holstein einen Traum erarbeitet haben, erklären sie im Interview
VON JESSICA RICCÒ
Ihr habt den riesigen Sprung geschafft, vom Gitarrespielen am Föhrer Strand zur Vorgruppe der Backstreet Boys aufzusteigen. Wie seht ihr dem ersten Konzert der Tour entgegen?
Wir sind schon ganz gespannt auf heute Abend. Persönlich haben wir die Backstreet Boys bisher noch nie getroffen, aber wir haben ja schon mit vielen Leuten gearbeitet, mit denen auch die Backstreet Boys in ihrer Anfangsphase zu tun hatten. Das ist für uns eine große Sache, allen voran natürlich Max Martin. Der hat die Backstreet Boys damals groß gemacht und den Sound dieser Ära geprägt – er hat fast alle großen Hits der Band geschrieben, aber zum Beispiel auch Britney Spears’ „Baby one more time“. Mit ihm haben wir für unser Album auch zusammengearbeitet. Dort schließt sich dann der Kreis. Wir sind stolz, dass wir mit den Jungs auf Tour gehen können.
Woher kennt Ihr euch denn als Band?
Als „Stanfour“ gibt es uns erst seit vier Jahren. Alex und Konstantin sind aber Brüder. Eike und ich sind über einen gemeinsamen Freund dazugestoßen. Wir haben aber auch vor der Band schon alle zusammen Musik gemacht.
Ich habe gelesen, dass Eure Band einem Praktikum zu verdanken ist, das einer von Euch in Los Angeles ergattert hat. Wie wird man – von Föhr aus – Praktikant in Kalifornien?
Das war Alex, der ist gleich nach der Schule rübergegangen, um dort Filmmusik zu machen. Im Grunde war er ganz dreist. Er hatte damals nur eine Telefonnummer im Gepäck und hat sich damit bis in ein Tonstudio für Filmmusik durchtelefoniert. Aus dem anfänglichen Praktikum sind dann gleich mehrere Jahre geworden, und so wurde Los Angeles das zweite Standbein der Band – auch wenn Föhr unsere Heimat ist. Wir fliegen immer noch oft hin, arbeiten dort und besuchen Freunde.
Also macht Alex eigentlich Soundtracks?
Ja, genau, er hat unter anderem Songs für Baywatch geschrieben.
Mal angenommen, die Telefonnummer hätte sich damals als „kein Anschluss unter dieser Nummer“ erwiesen. Was wäre dann aus Euch geworden?
Dann hätte Alex sich bestimmt erst mal ordentlich gewundert. Aber für uns gesprochen: Wir hatten nie einen Plan B. Früher sind wir oft gewarnt worden, nicht alles auf eine Karte zu setzen, Musikbusiness sei ja schwierig. Ja, natürlich ist es das auch, aber wir haben nie aufgegeben. Auch ohne Telefonnummer hätten wir sicher nicht locker gelassen, sondern irgendeine Lösung gefunden, um einen Plattenvertrag zu bekommen.
Vielleicht im Telefonbuch...
Ach ja. Siehste, da wär ich jetzt gar nicht drauf gekommen.
Wann seid Ihr das letzte Mal auf Föhr gewesen?
Vor drei Tagen. Wir haben dort auch ein eigenes, kleines Studio und wann immer wir keine Termine haben, kehren wir nach Los Angeles oder Föhr zurück. Das ist unser Rückzugspunkt, da können wir uns erholen und an neuen Songs arbeiten. Deswegen sind wir gar nicht so selten da.
Haben Föhr und Los Angeles Gemeinsamkeiten?
Das Meer und den Strand natürlich! Darüber hinaus sind die Menschen auf Föhr, sagen wir mal, „norddeutsch-entspannt“. Die sind nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Eine ähnliche Gelassenheit gibt es auch in Los Angeles, auch wenn man das dort „Coolness“ nennt. Das ist sicher eine Gemeinsamkeit von Föhr und L.A.: dass die Leute ausgeglichener und entspannter sind. Sich in so einem Umfeld zu bewegen, ist einfach sehr angenehm.
Wie würdest du Euer Album beschreiben?
Schwierige Frage. Ich finde es heikel, über Musik zu sprechen, die muss man einfach hören. Das Album spiegelt für uns die Höhen und Tiefen der letzten Jahre Bandgeschichte wider. Wir haben insgesamt über 60 Songs geschrieben, davon sind die 13 besten auf dem Album gelandet. Da ist alles dabei: Balladen mit vielen Streichern bis hin zu Up-Tempo-Partysongs. Wir denken, dass das eine sehr umfangreiche Bandbreite ist, aber da muss sich jeder selbst den Überblick verschaffen.
Wo seht ihr Eure Einflüsse?
Die sind ganz unterschiedlich. Da jeder von uns eine eigene musikalische Herkunft hat, reicht das von Queen, Toto und Michael Jackson bis zu den Red Hot Chili Peppers und Timbaland. Wir haben einen gemeinsamen musikalischen Nenner, in dem diese unterschiedlichen Einflüsse verschmelzen und jeder seine individuellen musikalischen Helden einbringt.
Wenn Ihr ein bisschen Timbaland aber auch Michael Jackson seid… findet die Zielgruppe der Backstreet Boys überhaupt Gefallen an Euch?
Ich glaube schon. Wir machen uns als Band zwar selbst wenig Gedanken um das Thema Zielgruppe, sondern eher um die Musik, die wir selbst gut finden. Aber wir freuen uns natürlich, wenn uns viele Leute hören wollen und ihr Feedback geben. Die Backstreet Boys haben sich ja auf ihren letzten beiden Alben auch geändert, die werden ja auch älter. Es geht nicht mehr um die Kuscheltierfraktion, bei der alle auf der Bühne rumhopsen. Ihre letzten Alben waren viel musikalischer. Country-Rock-Pop würde ich sagen. Insofern sind die Leute, die zu den Konzerten kommen, auch nicht mehr dieselben. Das sind keine kreischenden Teenies. Teilweise kommen zwar noch eingefleischte Fans von früher, aber auch die sind jetzt geschätzte Mitte 20. Wir sehen Stanfour musikalisch zwischen den Backstreet Boys und Nickelback. Insofern sind wir sehr gespannt darauf, was für Publikum uns heute Abend erwartet. Und ob es uns mag.
Hast du noch eine Empfehlung, was man Schönes auf Föhr unternehmen kann?
Oh ja! Föhr ist wundervoll! Denkt man gar nicht bei einer Insel mit 8.000 Einwohnern. Es gibt da einen richtig schönen, langen, weißen Sandstrand. Die Ostseite ist ein bisschen ruhiger, auf der Westseite ist mehr los. Da sind ziemlich viele gute Restaurants, eine Diskothek und im Sommer gibt es auf Föhr sehr viele Konzerte. Da spielen immer gute Bands, zum Beispiel wir.