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Archiv-Artikel

unverbremt Patchwork-Familie im Zoo

„Mama, Papa, Kind“, wiederholt das Kleinkind, „Mama, Papa, Kind“. Seine Eltern nicken und zeigen auf die drei Tiere, die sich am Zaun ihres Minigeheges im Bürgerpark herumdrücken. Ein großes, ein mittleres und ein kleines. „Das ist der Papa vom kleinen Kälbchen und das die Mama, genau wie bei uns Menschen.“ Kind und Eltern machen einen zufriedenen Gesichtsausdruck, die drei Viecher glotzen unbeteiligt den Zaun an. „Zebu“ steht auf einem Schild, eine Rinderrasse. Wie unter Rindern üblich besteigt jetzt das Vieh, was als „Mama-Zebu“ identifiziert wurde, etwas ungelenk „Papa-Zebu“, was der genauso unangemessen findet wie sein Publikum. Das Kind guckt fragend seine Eltern an, die legen nachdenklich den Kopf auf die Seite und diskutieren die Bauchunterseite von Mama-Zebu. Ob das nicht doch irgendwie nach einem Dingens aussieht: „Guck mal, das hat der Große auch.“ Und wo ist eigentlich Muttis Euter? Auch das Kind interessiert sich jetzt sehr für Euter und dergleichen, offensichtlich ist die Welt doch komplexer als angenommen. Tatsächlich handelt es sich um Papa-Zebu, einen Jungbullen und ein Kälbchen, wie jetzt eine hinzugetretene Schwachhauser Dame erklärt, die seit 50 Jahren im Bürgerpark spazieren geht. Und wo ist Mama-Zebu? „Die hat sich das Bein gebrochen und schafft es nicht mehr aus dem Stall. Wenn ihr Kalb groß genug ist, kommt sie in die Wurst. So ist das Leben.“ Eiken Bruhn