: Auf der Abschussliste
betr.: „Unendliches Nichtwissen“ von Gabriele Goettle, taz vom 31. 3. 08
Den langen Beitrag habe ich mit viel Interesse gelesen und dann meinem Freund zum Lesen gegeben, der in einer ähnlichen Einrichtung wie der beschriebenen in Hamburg arbeitet.
Die Arbeitsbedingungen von Lehrern, Bildungsbegleitern, Ausbildern in solchen von der Arge geförderten Maßnahmen sind bei uns häufiger Gesprächsthema. Traurig finde ich die Hoffnungslosigkeit, die in der Schilderung der Arbeitsbedingungen deutlich wird – wie auch in Eurem Artikel. Es geht um Maßnahmen, nicht um die einzelnen Menschen. Diese sind meistens vielfältig benachteiligt und haben schon viel an Enttäuschungen und Ablehnungen einstecken müssen. Qualifizierung und Anleitung ist sicherlich nicht schlecht, aber wie soll das geschehen, wenn diejenigen, die qualifizieren sollen, selbst immer auf der Abschussliste stehen? Wenn nie klar ist, wie lange eine Maßnahme noch läuft? Wenn deshalb nie langfristig konzeptionell geplant werden kann? Wenn die Möglichkeiten z. B. für die handwerkliche Qualifizierung immer nur provisorisch und mit möglichst wenig Kosten eingerichtet werden? Sicherlich gelingt es dem einen oder anderen, den Sprung in einen Ausbildungsplatz oder den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Die, die hängen bleiben, sind die, die vielfältige Probleme und Handicaps haben und eigentlich eine gute fachliche Begleitung bräuchten. Die sollte dann aber auch entsprechend honoriert werden, damit tatsächlich was Vernünftiges bei rauskommt.
Leider leider ließe sich dazu noch ganz vieles sagen. Schade, dass momentan nicht zu sehen ist, dass sich in diesem Bereich bald was ändert. Die Form der Maßnahmenvergabe durch die Arge ist tatsächlich die Organisation von Bildung und Qualifizierung nach dem Marktprinzip – und das trifft dann gerade diejenigen, die sowieso benachteiligt sind und wo erst einmal mehr investiert bzw. vom reinen Denken nur an die Kosten Abstand genommen werden müsste, damit zunächst einmal eine günstige Ausgangslage (Lernsituation) für alle Beteiligten geschaffen wird.
KATJA HERTZ-EICHENRODE, Hamburg