: Gegen „Harburger Mietenspiegel“
In Harburg bietet eine neue Filiale des Mietervereins zu Hamburg juristische Hilfe – die Anfragen kommen sowohl von Bewohnern des modernisierten Phoenix-Viertels als auch von Stader Pendlern
Seit Februar hat der Mieterverein zu Hamburg ein neues Beratungszentrum – die bisherige Harburger Vertretung am Schlossmühlendamm wurde durch ein größeres Büro in der Hölertwiete 2 ersetzt. Das neue Zentrum bietet juristische Hilfe bei Mieterproblemen.
„Der Großteil unserer Fälle unterscheidet sich kaum von denen in anderen Stadtteilen“, sagt Elke Seegers, die dort als Anwältin berät. „Feuchtigkeitsschäden und Schimmel, falsche Betriebskostenabrechnungen und unberechtigte Mietkostenerhöhungen gibt es überall.“ Dazu kämen jedoch auch Harburg–spezifische Probleme, wie zum Beispiel die Modernisierung des Phoenix-Viertels. „Vermieter nehmen das natürlich zum Anlass, die Kosten zu erhöhen – was aber nicht immer gerechtfertigt ist“, berichtet Seegers. Das Phoenix-Viertel soll familienfreundlicher werden – momentan befinden sich dort 2.500 Wohnungen.
Auch ein besonders dreister Fall begegnete Seegers in Harburg: Ein Vermieter legte den „Harburger Mietenspiegel“ vor, aus dem sich Mietkosten errechnen lassen sollten. „Dieser Mietenspiegel war gefälscht“, stellt Seegers fest. „Eine solche Tabelle existiert nur für Hamburg.“ Im Mietenspiegel werden Wohnungen einzig nach guter oder normaler Wohnlage unterschieden – Stadtteile spielen keine Rolle. Auch eine erhebliche Mietkostenerhöhung konnte Elke Seegers abwenden. „Eine ältere Dame zahlte über zehn Jahre dieselbe Miete – ein Anstieg wäre per se in Ordnung gewesen.“ Der Vermieter habe die Kosten jedoch um fast fünfzig Prozent steigern wollen. Obwohl die Mieterin bereits zugestimmt hatte, konnte Seegers rückwirkend eine angemessenere Erhöhung durchsetzen. Das Einzugsgebiet der Harburger Zentrale umfasst 150.000 Einwohner – darüber hinaus kamen aber auch schon Mieter aus Stade und Winsen an der Luhe zur Beratung. „Viele Pendler arbeiten hier und nehmen so den kürzeren Weg, anstatt in ihren Wohnorten Beratungsstellen aufzusuchen“, erklärt die Rechtsanwältin.
Auch wer nicht Mitglied im Mieterverein ist, kann sich mit allgemeinen mietrechtlichen Fragen an die Mitarbeiter des neuen Zentrums wenden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, gegebenenfalls sind jedoch Mietunterlagen mitzubringen. Außerdem liegen im Beratungszentrum kostenlose Merkblätter zu mietrechtlichen Themen aus. JR
Öffnungszeiten: montags bis donnerstags von 13 bis 18 Uhr, freitags von 11 bis 16 Uhr