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Archiv-Artikel

In der Glasbodenvilla

Die Sessel scheinen über dem Wasser zu schweben. Und unten tummeln sich die Fische. Doch für die Unterwasser-Show und langnasige Trompetenfischen bleibt vorerst keine Zeit

INSEL-LUXUS PUR

Nur per Wasserflugzeug zu erreichen, 30 Minuten von Male. Transfer mit Maledivian Air Taxi, Extrakosten 220,00 Euro. Man sollte unbedingt auf eine Ankunftszeit bei Tageslicht vor 18.00 Uhr achten, da man sonst eine Überbrückungsnacht in Male verbringen muss. Sunset Villas für 2 Personen: ab (Nebensaison) 2.050,00 Euro bis 3.110,00 Euro, Conrad Maldives Rangali Island, Sunset Water Villas, Ari Atoll, Malediven, +9 60-6 68-06 29, www.conradhotels.com Verglastes Unterwasserrestaurant: Auf der Welt einmaliges Dining-Erlebnis auf dem Meeresgrund. Eine transparente Acrylröhre erlaubt eine Rundum-Sicht auf vorbei- und sogar über die Gäste hinwegziehende Fischschwärme, die hier der Tiefe wegen zahlreicher und vielfältiger ausfallen, als man es beispielsweise vom Schnorcheln her kennt. Platz für 12 Personen. Formelle Kleidung erwünscht. 5-Gänge-Menü westlich-maledivischer „Fusions-Küche“: 120,00 Euro Schwimmen mit Manta-Rochen: Ein absolutes Muss für jeden tauchfähigen Besucher. 10 Bootsminuten vom Hotel entfernt befindet sich am Madivaru Riff der sogenannte „Manta Point“, an dem sich regelmäßig die riesigen Mantas treffen. 1,5 Stunden inklusive Ausrüstung und Guide 57,00 Euro Dinieren über dem Wasser: Wer auch mal eine andere, typisch winzige Insel der Malediven besuchen möchte, dem sei das wunderschöne Inselparadies Baros empfohlen. Für das andere Extrem im Dinner-Erlebnis speist man hier nicht unter, sondern in maximaler Höhe über dem Wasser, d. h. für die Malediven so hoch, wie die Palmen wachsen. Das zweistöckige Lighthouse-Restaurant thront auf Stelzen mitten im türkisblauen Wasser. Beim Abendessen des Fünf-Sterne-Resorts sitzt man direkt am Wasser. Abholung im Speedboat vom 20 Minuten entfernten Male, Lighthouse Restaurant Baros, +9 60-6 64-26 72, www.baros.com

von BETTINA KOWALEWSKI

Die Malediven sind das Traumziel schlechthin für jeden Sonnenanbeter und Tauchsportbegeisterten: Mehr als 1.100 Inselchen bilden den Inselstaat. Atolle sind sie allesamt, entstanden aus erodierten und nun gänzlich verschwundenen Vulkanmassen. Übrig geblieben sind mehr oder weniger ringförmige Inselhaufen aus Korallen – die Atolle. Aus dem Flieger sehen sie tatsächlich aus wie Perlen an einer Schnur, in tiefes Blau gebettet. Keines ist höher als 2,4 Meter über dem Meeresspiegel: Die Malediven sind das flachste Land der Welt.

Nach der Landung auf der Flughafen-Insel bei Male geht es mit dem kleinen knallroten Transfer-Wasserflugzeug zur Glasbodenvilla weiter. Als nach einigem Warten endlich genügend Passagiere das Flugzeug füllen, kommen nach weiteren 30 Flug-Minuten die beiden Inseln des Hilton in Sicht: Rangali und Rangalifinolhu. Sie sind durch eine lange Brücke miteinander verbunden.

Wir landen mitten in der türkis leuchtenden Lagune, direkt auf dem Wasser – für die kleine Maschine ist das eine beruhigend geräumige Landebahn.

Freundlich lächelndes Personal empfängt uns und macht uns gleich auf die eine Stunde Zeitverschiebung zur 90 Kilometer entfernten Hauptinsel Male aufmerksam. Das Hilton hat seine eigene Zeit, damit die Gäste vermeintlich länger das Tageslicht genießen und später aufstehen können. Die beiden Hotelinseln bieten mehrere Restaurants, selbstverständlich alle im „Barfußluxus“-Stil, Spa-Anlagen, kleine Baby-Haie im flachen Uferwasser – und Flughunde, die in der Dämmerung wie schwere Vögel von einer Insel zur anderen flattern.

Das Hilton hat seine eigene Zeit, damit die Gäste länger das Tageslicht genießen und später aufstehen können

Alles wirkt freundlich, professionell, gepflegt, fünf Sterne eben, sogar sechs, geht man nach der hoteleigenen Kategorisierung. Dennoch wirken die Inseln nicht steril oder überkandidelt, sondern angenehm natürlich. Das mag an der für maledivische Verhältnisse großen Inselfläche liegen, drei Kilometer sind es von einem Ende der Inseln zum andern. Oder vielleicht liegt es auch daran, dass hier drei verschiedene Luxus-Kategorien zusammen kommen, ganz entsprechend dem Hilton-Slogan „Ein Resort, zwei Inseln, drei Erlebnisse“. Selbst die Gäste der preiswertesten Variante kommen hier mindestens in der Business Class angeflogen.

Unsere ist die Superedel-Deluxe-Version. Ein junger Bursche in farbenfrohem Outfit entpuppt sich als der eigens für uns abgestellte Butler. Er wird auf Knopfdruck unmerklich und dezent in seinem separaten Entrée ein und aus gehen, um uns jeden Wunsch zu erfüllen. Wir sausen in unserm (natürlich eigenen) Speedboat zu unserer „Sunset Villa“, ein zunächst gar nicht so spektakulär aussehendes Haus auf hölzernen Stelzen mitten im türkisen Wasser. Es gibt zwei Exemplare dieser Art, sie liegen ganz elitär abseits vom Rest des Resorts mit (ebenfalls eigenem) langem Zugangssteg.

„Villa“ ist hier eine durchaus passende Bezeichnung, allein die Größe unseres Domizils ist beeindruckend. Rund 200 Quadratmeter bieten alles, was das Herz begehrt – und noch viel mehr. Glastüren und enorme Fensterfronten aufs leuchtendblaue Meer, alles wirkt offen und luftig-leicht. Gleich beim Eintreten schimmert uns der riesige Glasboden entgegen. Dies dürfte der größte seiner Art überhaupt sein. Darauf scheinen die Sessel über dem Wasser zu schweben. Und unten tummeln sich die Fische. Wir sind versucht, gleich die Sessel zu entfernen und uns zur großen Unterwasser-Show auf die zehn Quadratmeter große Fläche zu begeben, ganz ohne nass zu werden. Doch wir haben gar keine Zeit, uns den langnasigen Trompetenfischen gebührend zu widmen, denn schon entdecken wir in der Villa ein Highlight nach dem andern.

Dazu sagt der General Manager Carsten Schieck: „Wir wollten noch eins draufsetzen und etwas anbieten, was sonst keiner hat. Innovation spielt in unserem Resort generell eine große Rolle. Bei uns kann man die farbenprächtige Unterwasserwelt der Malediven erleben, ohne sich die Füße nass zu machen.“

CARSTEN SCHECK, General Manager des Hilton- Hotels auf den Malediven. „Wir wollten noch eins draufsetzen und etwas anbieten, was sonst keiner hat. Bei uns kann man die farbenprächitige Unterwasserwelt der Malediven erleben, ohne sich die Füsse nass zu machen.“

Alles ist vom Feinsten. High-Tech von Bose. Bade-Artikel von Bulgari. Offene Edel-Dusche, selbstverständlich in Marmor. Daneben ein riesiger Jacuzzi mit allerlei Knöpfen und Touchpads. Draußen, auf der Terrasse, ein weiterer Jacuzzi. Eine das Haus umlaufende großzügige Veranda. Ein rundes Bett, das sich auf Knopfdruck mit dem Sonnenuntergang dreht. Ein Fernrohr.

Bei so viel spektakulärem „Verwöhnluxus“ ist die Entspannung eine anstrengende Sache. Es dauert erst mal, bis wir uns durch die Bedienungsanleitungen durchgearbeitet haben. Zunächst einmal wollen wir das Licht anschalten – doch leider bleiben all unsere Versuche ohne Erfolg. Aber dann fällt mir plötzlich etwas ein. Wir brauchen ja nur einen Knopf zu drücken – wozu hat man schließlich seinen Butler.

Soll ich nun ein bisschen auf dem Glasboden die Fische beobachten oder damit doch lieber bis zum Abend warten, wenn die Show dort unten erst richtig los geht, sobald die Nachtbeleuchtung die Fische anlockt? Dann eben erstmal ein Bad nehmen, drinnen in dem edlen Jacuzzi? Oder vielleicht doch besser draußen auf dem Sonnendeck? So manch einer mag überfordert sein mit der Wahl des passenden Jacuzzis. Nun ja, ich weiß sofort, welchen ich wähle, nämlich den größten: das traumhaft türkis leuchtende Meer.