: Faire Hilfen
betr.: „Gentechnik soll Hunger stillen“, taz vom 22. 4. 08, „Wer vom Hunger profitiert“, taz vom 17. 4. 08
Das Problem besteht absolut nicht darin, dass weltweit die Lebensmittelpreise zu hoch wären. Im Gegenteil – die oft selbst hungernden Kleinbauern in den armen Ländern brauchen endlich ausreichend hohe Preise für ihre Erzeugnisse, damit die Ruinierung der Bauern endlich aufhört und die dadurch erzwungene Abwanderung in die Slums der Megastädte. Genau dort finden ja die berechtigten Hungerrevolten statt, auf dem Lande wird noch zu oft unbemerkt gehungert und verhungert. Und weil vor allem in den Städten Revolten und Revolutionen drohen, importieren viele Regierungen Nahrungsmittel vom Weltmarkt und geben sie verbilligt an die Massen ab. Mit diesen Niedrigpreisen können die dortigen Bauern dann wiederum nicht konkurrieren. Das Hungerproblem kann nachhaltig nicht dadurch gelöst werden, dass man die armen und arbeitslosen Menschen mit billigeren Lebensmittelimporten aus den Industrieländern versorgt – das schafft Unsicherheiten und Abhängigkeiten und ist würdelos. Die Bauern der „Entwicklungsländer“ brauchen vielmehr endlich höhere Preise und Hilfe bei der Entwicklung ihrer Landwirtschaft (statt der bisherigen Dumpingangebote infolge einer egoistischen Handelspolitik von Multis und Regierungen der reichen Länder). Die Menschen in den Städten brauchen faire Hilfe und Rahmenbedingungen bei der Entwicklung von Einkommensquellen im Gewerbe- und Dienstleistungsbereich – die Beseitigung der Armut schafft die Märkte für nationale Lebensmittelmärkte zu fairen Preisen. Selbstversorgung muss Vorrang haben vor der Produktion von Exporterzeugnissen durch Großagrarier und multinationale Konzerne! Den Bauern in Deutschland und in der EU kann es deshalb nur nützen, wenn sie dem Agrobusiness bei der Eroberung der „Weltmärkte“ mit hiesiger Überschussproduktion nicht folgen, sondern sich einsetzen für faire Erzeugerpreise gegenüber Handel und Ernährungsindustrie. Insofern hängt der geplante Milchlieferboykott des Bundes Deutscher Milcherzeuger eng zusammen mit den Interessen der Bauern des Südens. ECKEHARD NIEMANN
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Bienenbüttel