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Archiv-Artikel

Neuer Kopf beim „Spiegel“

Diesmal rumpelt’s im Verlag: Matthias Schmolz soll den ungeliebten Mario Frank als Geschäftsführer ablösen

Von STG

Ex-Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust war am Sonntag gutgelaunt zu besichtigen: Die BamS zeigte ihn grinsend bei der Feier des Deutschen Filmpreises am Freitagabend, doch der Grund für all die Freude könnte nicht nur am kalten Buffet gelegen haben. Denn just am Freitag hat auch Spiegel-Geschäftsführer Mario Frank von der mächtigen Mitarbeiter KG des Verlags das Signal bekommen, dass er sich nach einem neuen Job umzusehen hat.

Der Nachfolger des 49-jährigen Frank steht nach Branchenberichten auch schon bereit: Es ist der bisher nur für die Printausgabe des Spiegel verantwortliche Verlagsleiter Matthias Schmolz, 44.

Frank war vor allem die dilettantische Abwicklung von Austs Quasiraußschmiss im vergangenen Herbst angelastet worden: Da weilte der Chefredakteur gerade auf Urlaub in Südasien. Die Nachfolgersuche wurde zwischenzeitlich zur Hängepartie, die den Spiegel intern blockierte und extern heftigst am Ruf zu kratzen drohte. Auch hier verantworlich: Mario Frank, dem sie beim Magazin nie so ganz getraut hatten, weil er als Mann des Mitgesellschafters Gruner + Jahr (G + J) galt, der mehr Einfluss beim auf seine Autonomie bedachten Spiegel haben wollte.

Frank habe den Spiegel immer nur als irgendein Blatt gesehen, sagen seine Kritiker – und er patzte auch bei der geplanten Übernahme der sich wirtschaftlich nicht eben üppig entwickelnden Financial Times Deutschland: Sie gehörte schon zur Hälfte G + J, den Rest sollte der Spiegel-Verlag kaufen und so vor allem mitfinanzieren. Doch auch hier biss Frank bei der Mitarbeiter-KG, die die Stimmenmehrheit im Spiegel-Verlag kontrolliert, auf Granit. Die Zeche zahlte G + J allein und übernahm die FTD komplett.

Matthias Schmolz weiß dagegen um die seniblen Seelen der Spiegel-Macher. Er drängt niemanden zu unüberlegten „Line Extensions“, wie die Manie, thematischer Ableger vom Hauptblatt zu produzieren, im Branchensprech heißt. Deshalb ist er beim Spiegel eher beliebt. Nun dürfte er bald den ganzen Laden an der Backe haben – und Entscheidungen treffen müssen, bei denen Gegenliebe nicht automatisch garantiert ist. STG