: Kosten sinken eher
betr.: „Tanken wird Luxus“, taz vom 26. 4. 08
Sehen wir uns den Preis für den Sprit doch einmal langfristig an. Es war im Sommer 1970, als der Preis für einen Liter Benzin erstmals über eine D-Mark kletterte. Ich weiß das deshalb noch so genau, weil ich in diesem Sommer einen Ferienjob auf einer Tankstelle hatte. Damals brauchte ein Mittelklassewagen etwa 18 Liter Benzin auf 100 km. Ein Facharbeiter verdiente damals etwa fünf Mark. Er musste also ungefähr dreieinhalb Stunden arbeiten, um brutto die Summe zu verdienen, die er für eine Fahrt von 100 km zahlen musste.
Heute kostet das Benzin 1,40 Euro und die B-Klasse von Daimler verbraucht 6,5 l/100 km. Auf 100 Kilometer kostet der Sprit also 9,10 Euro. Der Preisanstieg bewegt sich also im Centbereich – und das nach fast vier Jahrzehnten. Bedenken wir dann noch, dass die Löhne mittlerweile nominal gestiegen sind und dass ein Briefträger heute bereits etwas mehr als neun Euro verdient, merken wir, dass nur noch eine Stunde erforderlich ist, um das Spritgeld für eine Fahrt von 100 km zu verdienen.
Fazit: Das Autofahren wird nur dann zum Luxus, wenn man die gesellschaftlichen Kosten des Individualverkehrs mitrechnet. An der Tankstelle sinken die Kosten eher. MATHIAS GRONAU, Essen