Tennisprofi zu sein ist harte Arbeit

Bei der Qualifikation für die Qatar German Open ist Sandra Klösel ausgeschieden. Nur im Doppel könnte sie jetzt noch um die Siegprämie mitspielen. Überhaupt ist das Leben für einen Tennisprofi, der kein Star ist, nicht ganz leicht

„Eigentlich lebt man nur aus dem Koffer, und man hat wirklich kein Zuhause“

Ein Tennisturnier zu gewinnen ist für den Sportler immer ein lukratives Ereignis. Der Gewinn der heute beginnenden Qatar German Open, die bis nächsten Sonntag in Berlin stattfinden, bringt dem Sieger beispielsweise knapp 200.000 Dollar Siegprämie ein. Ein stattliches Sümmchen, was allerdings für das Gros der meisten Tennisprofis ein unerfüllbarer Traum bleiben wird.

Eine von ihnen ist Sandra Klösel. Für sie ist der Traum eigentlich schon vorbei, bevor er überhaupt begonnen hat. Bereits in der Qualifikation für das Hauptfeld unterlag sie am Wochenende der Russin Galina Voskoboeva mit 3:6, 6:2 und 5:7. „Ich war nach einem Magen-Darm-Infekt leider noch nicht wieder fit und habe mich wahnsinnig schlecht bewegt“, sagte sie enttäuscht. Für die Wahlmünchnerin eine verpasste Gelegenheit.

Denn der Alltag eines Tennisprofis fernab der Top Ten ist harte Arbeit. Mal steht man im Hauptfeld eines Turniers, mal muss man sich erst mühsam durch die Qualifikation quälen. Während die Topstars des Sports Millionen verdienen, muss die breite Masse der Profis sich ihre Prämien mühsam erspielen. „Die Top 20 verdienen zu viel, da ist die Verteilung einfach schlecht“, kritisiert Kösel. Sie belegt derzeit Platz 107 der Weltrangliste. Da sie mittlerweile keinen persönlichen Sponsor mehr hat, muss sie sich über die Start- und Preisgelder finanzieren. Deshalb zieht sie wie viele von Turnier zu Turnier. „Da ist man schon 25 bis 30 Wochen im Jahr unterwegs.“

Als Zubrot tritt Kösel zudem in der Tennisbundesliga für den deutschen Mannschaftsmeister TC Karlsruhe Rüppur an. Für sie eine willkommene Abwechslung, aber die Saison wird dadurch lang: Von Januar bis November wird durchgespielt. „Eigentlich lebt man nur aus dem Koffer, und man hat wirklich kein Zuhause“, sagt sie. Doch sie will nicht klagen: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, ich habe einen schönen Job.“ Allerdings musste Klösel auch schon einige Verletzungen hinnehmen. Mal war es die Schulter, mal das Knie. „Es gab Momente, da habe ich schon überlegt, alles hinzuschmeißen.“

Seit 1995 ist sie Profi und war bei großen Turnieren regelmäßig dabei. 1999 unterlag sie bei den US Open in der dritten Runde Martina Hingis. Das war gleichzeitig auch ein Höhepunkt in ihrer Karriere. Um in den Fokus der Öffentlichkeit zu gelangen, hätte sie mal eine Topspielerin schlagen müssen. „Es ist halt ein Riesenunterschied, ob man einfach nur ein Spiel gewinnt oder eine Top-Ten-Spielerin besiegt“, sagt Kösel. Auch für das Federation-Cup-Team war sie schon aktiv. Bis zum letzten Jahr gehörte sie zum Aufgebot. „Ich stehe mit Teamchefin Barbara Rittner weiter in Kontakt.“

Das frühe Aus in Berlin wirft Kösel nun zwar nicht um, macht sie aber ein wenig traurig. „Berlin ist eines der schönsten Turniere in Deutschland. Die Stimmung ist immer toll“, schwärmt sie. Deshalb hat sie noch etwas vor bei diesem Turnier und überlegt, noch im Doppel anzutreten. Auch in ihrer Tenniskarriere hat sie noch Ziele. Sie weiß zwar, dass sie mit ihren 28 Jahren schon zu den älteren Akteurinnen zählt, aber an das Aufhören verschwendet sie noch keinen Gedanken. „Ich denke, dass ich noch zwei bis drei Jahre auf hohem Niveau spielen kann.“

Dementsprechend ehrgeizig sind auch ihre Ziele. In diesem Jahr will sie noch die Top 50 in der Weltrangliste erreichen. Auch den Traum von Olympia in Peking hat sie noch nicht begraben. Und dann möchte sie noch unbedingt einmal ein WTA-Turnier gewinnen. Und das nicht nur, weil es bei dieser Turnierserie ordentliche Siegprämien gibt. Das Wichtigste für sie ist jedoch, von Verletzungen verschont zu bleiben: „Denn nur dann kann man gute Leistungen bringen.“ NIKOLAS SOWA