WAS MACHT EIGENTLICH ... der neue Generalsuperintendent?
: Brücken bauen

Bei Reformen müsse „scharf geschnitten“ werden – das ist die Ansicht von Ralf Meister. Und der übt nicht etwa den Beruf eines kühl kalkulierenden McKinsey-Strategen aus, sondern ist der ehemalige Probst des Lübecker Kirchenkreises. In diesem Amt, das er seit 2001 ausübte, sanierte der evangelische Theologe den Kirchenhaushalt, entließ Personal und strukturierte den Kirchenkreis neu. Aber nicht nur für den wirtschaftlichen Aufschwung der Kirchengemeinde in Lübeck war Meister verantwortlich, sondern auch für eine steigende Zahl an Kirchgängern.

So viel Erfolg erfordert auch viel Dynamik – und mit der können nicht immer alle mithalten. So ist es kein Geheimnis, dass viele seiner Lübecker Mitarbeiter auf ein langsameres Arbeitstempo hoffen, jetzt, wo Ralf Meister nach Berlin geht. Hier ist er ab 15. Mai als Generalsuperintendent des Sprengels Berlin für 800.000 Gemeindemitglieder zuständig. Am Pfingstsonntag wird Ralf Meister um 14 Uhr in der Gedächtniskirche in sein neues Amt eingeführt.

Seine neuen Mitarbeiter müssen vorerst aber nicht mit scharfen Schnitten rechnen und sich in ihrer Berliner Behäbigkeit nicht gestört fühlen. Denn der neue Generalsuperintendent hat in einer Meldung des epd mitgeteilt, dass er sich als Brückenbauer sehe. Weit mehr als Lübeck sei Berlin gespalten in Heimische und Fremde, Arme und Reiche, Religiöse und Nichtreligiöse. Für die Überwindung von Spaltungen sei die „Kirche per se zuständig“.

Ob als McKinsey-Stratege oder Versöhner – Meister wird viel zu tun haben. AE
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